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- 17. Januar 2012 um 11:53 Uhr#2868
Richard
Wie das Deutschlandradio heute am 17.01.2012 berichtet, sollen „zwei Deutsche SS-Dokumente zu Auschwitz entwendet haben“… Deutschlandradio schreibt:
Sie sollen mit Hilfe eines Einheimischen die Unterlagen in der Nähe des Ortes Przelecz Kowarska in Niederschlesien ausgegraben haben. http://www.dradio.de/kulturnachrichten/2012011708/1/
Zunächst ist einmal festzustellen, dass, wenn es sich tatsächlich um einen Ort in Niederschlesien handelt, es auch einen (historischen) deutsche Namen geben müsste. Falls ja, stellt sich als weitere Frage, warum das Deutschlandradio nicht auch den deutschen Namen verwendet. Alle anderen geographischen Angaben sind ja in deutscher Sprache wiedergegeben. Selbst Auschwitz (statt Oświęcim) wird beim deutschen Namen genannt, obwohl es im Zweiten Weltkrieg bereits polnisch war: „Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Ort als Oświęcim Teil der Zweiten Polnischen Republik.“ (Wikipedia)
Da die Berichterstattung der meisten deutschen Medien leider in solchen Dingen sehr unzuverlässig ist, habe ich mal recherchiert und bin zu diesem Ergebnis gelangt:
„Przelecz Kowarska“ ist kein „Ort“, wie Deutschlandradio darstellt, sondern ist die polnische „Übersetzung“ für den historischen „Schmiedeberger Pass“. D.h. es handelt sich dabei um einen Gebirgspass im Riesengebirge.
„przełęcz“ ist das polnische Wort für „Gebirgspass“ und Kowarska ist das Adjektiv von „Kowary“ (Schmiedeberg).
Bei Wikipedia heißt es zu „Kowary/Schmiedeberg“: „Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte der Ort noch etwa 4.000 Einwohner, die bis dahin praktisch ausschließlich deutsche Bevölkerung wurde vertrieben.“Also, die beiden Deutschen aus dem Schwarzwald haben offenbar in der Nähe dieses Schmiedeberger Passes nach etwas gesucht. Gemäß Deutschlandradio handele es sich um „wichtige Dokumente zur Geschichte des ehemaligen NS-Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau“.
Nach einer weiteren Recherche bin ich auf diese Seite gestoßen:
http://diepresse.com/home/politik/zeitgeschichte/724385/Deutsche-sollen-AuschwitzDokumente-entwendet-habenDort heißt es, die Deutschen hätten mit einem Schaufellader die Kisten mit Unterlagen ausgegraben. Na ja, auffälliger geht es ja nicht mehr…
Bei solchen Sensationsmeldungen muss ich stets lachen bzw. weinen, denn woher wollen die polnischen Behörden denn wissen, was die Deutschen gesucht, geschweige gefunden haben sollen, wenn diese Unterlagen offenbar „entwendet“ wurden?
Vielleicht haben ja auch nur irgendwelche Polen dieses Gerücht mit den Auschwitz-Unterlagen in die Welt gesetzt, weil sie einfach gerne wissen möchten, was denn nun in den Kisten gewesen ist. Mit der „Auschwitz-Keule“ kommen sie da natürlich am ehesten zum Erfolg…
Tatsache ist doch, dass viele Einheimische mit Ende des Zweiten Weltkriegs Wertgegenstände etc. vergraben haben, um sie vor den anrückenden Russen und Polen in Sicherheit zu bringen. Die dort angesiedelten polnischen „Schatzsucher“ haben ja dann auch sämtliche schlesischen Vorgärten usw. „umgepflügt“…
Ehrlich wäre es also von polnischer Seite, nun endlich mal eine Selbstanzeige zu starten, wegen all den Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Verbindung mit der Annexion deutschen Territoriums und des Raubs von privatem Hab und Gut!17. Januar 2012 um 19:12 Uhr#2935Frodo
Hallo Richard,
auf diese polnische „Räuberpistole“ ist jetzt auch der österreichische Rundfunk aufmerksam geworden:
http://orf.at/stories/2099895/
Dort steht, dass der polnische Sammler „Mieczyslaw Bojko“ die Medien informiert habe.
„Er hatte den Deutschen bei ihrer Suche nach den Kisten geholfen und dafür nach eigenen Angaben 5.000 Euro erhalten.“Folgender Abschnitt aus dem Beitrag des ORF hat es in sich:
Seine Auftraggeber, die aus dem Schwarzwald stammen sollen, beschäftigen sich offenbar intensiv mit der Geschichte der nationalsozialistischen Besatzung in Polen. Sie hätten präzise Informationen über einen 1945 von den abrückenden Deutschen zugeschütteten Kanal besessen, wo die Dokumente schließlich aufgefunden wurden.
Mir stellt sich die Frage, was das eine mit dem anderen zu tun hat. Diese Formulierung suggeriert doch mal wieder, Schlesien sei von den Nazis besetzt worden… Diese Geschichtslügen werden nicht nur in polnischen Schulen verbreitet, sondern leider auch von deutschen Medien.
18. Januar 2012 um 10:47 Uhr#2936Richard
@Frodo wrote:
Mir stellt sich die Frage, was das eine mit dem anderen zu tun hat. Diese Formulierung suggeriert doch mal wieder, Schlesien sei von den Nazis besetzt worden… Diese Geschichtslügen werden nicht nur in polnischen Schulen verbreitet, sondern leider auch von deutschen Medien.
Na ja, Frodo, ich würde da nicht zu viel hinein interpretieren. Wobei es natürlich erlaubt sein muss, diese Zeitungsnachricht auf ihre Glaubwürdigkeit zu hinterfragen. Vielleicht ist sie ja nur erfunden, um die Auflage zu erhöhen? Warum ist sich der Auschwitzer Museumssprecher Pawel Sawicki so sicher, dass es Deutsche waren, die die Kisten ausgegraben haben sollen? Weil es der polnische Helfer Mieczyslaw Bojko ihm so mitgeteilt hat? Aber wie kann dieser sich so sicher sein? Hat er sich etwa die deutschen Pässe zeigen lassen? Wohl kaum.
Also, alles nur Spekulationen und Vermutungen, nichts Sicheres.
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