Bundespräsident Wulff in Breslau
Bundespräsident Wulff besucht Breslau und offenbart unzureichende deutsch-polnische Geschichtskenntnisse. Zudem prägt ein relativistischer Ton seine Rede anlässlich des „200-jährigen Bestehen der Staatlichen Universität zu Breslau“. Nicht zuletzt enttäuschte Wulff die Oberschlesier.
Am 15. November 2011 reiste der deutsche Bundespräsident Christian Wulff nach Breslau, um dort das „200-jährige Bestehen der Staatlichen Universität“ zu würdigen. Eigentlich handelt es sich um das Jubiläum der Neugründung der Universität im Jahre 1811. Damals war die schlesische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau die erste deutsche Universität mit einer katholischen und einer protestantischen theologischen Fakultät.1)http://de.wikipedia.org/wiki/Universit%C3%A4t_Breslau – abgerufen 20.11.2011
In seiner Rede hob der deutsche Bundespräsident lobend die grenzüberschreitende Kooperation Breslauer Hochschulen u.a. mit den Frauenhofer Kompetenznetzen oder auch mit der Universität Lemberg in der Ukraine hervor. Die geschichtlichen Rückblicke in der Rede von Bundespräsident Wulff sind allerdings mangelhaft, einseitig und relativistisch. Hier eine Auswahl:
Breslau ist tief von der wechselvollen in vielen Facetten großartigen Geschichte unserer beiden Länder geprägt, deren dunkelste Seite aber Deutsche zu verantworten hatten. Eine schmerzvolle Folge davon ist, dass nahezu alle deutschen Einwohner, die Breslau noch 1939 hatte, zehn Jahre später nicht mehr hier wohnen durften.Bundespräsident Wulff, Breslau, 15.11.20112)http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Christian-Wulff/Reden/2011/11/111115-Universitaet-Breslau.html;jsessionid=A2AC5E5639A464F2678FC6C88D36A5A3.2_cid252 – abgerufen 20.11.2011
Die dunkelste Geschichte Breslaus war neben ihrer Zerstörung infolge des Zweiten Weltkriegs sicherlich die Vertreibung der gesamten Bevölkerung durch polnische und stalinistische Schergen. Es ist unangemessen, diese Verbrechen lediglich als „Folge des Zweiten Weltkrieges“ zu bezeichnen. Zu leicht fließt diese Floskel heutzutage deutschen Politikern von der Lippe. Es ist, abgesehen vom unbestreitbar verbrecherischen Charakter der Vertreibung, insbesondere deshalb unangemessen, da polnische Nationalisten die Annexion Schlesiens etc. bereits VOR der Zeit des deutschen Nationalsozialismus anstrebten – teilweise sogar mit Erfolg, wie die erzwungene Abtrennung Ostoberschlesiens nach dem 1. WK deutlich macht.
Statt ihrer sind polnische Bürger hinzugekommen, die zuvor vielfach ebenso ihre Heimat im früheren Osten des Landes verlassen mussten.Bundespräsident Wulff, Breslau, 15.11.2011
Es ist irreführend, zu betonen, dass „vielfach“ die neuen Bürger Breslaus ihre Heimat im sog. „Ostpolen“ verlassen mussten. Das Gegenteil ist wahr. Die wenigsten waren wirklich gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Die meisten wurde mit Versprechungen angelockt. Darunter z.B. auch mit der Verheißung nunmehr als Polen unter Polen leben zu können und nicht mehr in einer Minderheitsposition dem fortwährenden Volkstumskampf mit Ukrainern etc. ausgesetzt zu sein… Ziel dieser von polnischen Behörden kontrollierten Umsiedlungen von Polen ins historische Ostdeutschland war vor allem auch die Schaffung von vollendeten Tatsachen in diesem Teil Deutschlands unmittelbar mit Kriegsende; eine aggressive Volkstumspolitik (Polonisierung) auf Kosten der angestammten Bevölkerung. Hitler wurde „Germanisierung“ vorgeworfen. In seinem Fall ging diese Art von Politik als verbrecherisch in die Geschichtsbücher ein. Die Annexions- und Polonisierungspolitik Polens (mit Hilfe Stalins) wird jedoch fortlaufend relativiert und entschuldigt…
Das freie Klima einer Stadt, die von Preußen, Polen und Habsburgern geprägt war, die Juden, Katholiken und Protestanten eine Heimat bot – gerade hier, an der Universität, war und ist es zu spüren.
Bundespräsident Wulff, Breslau, 15.11.2011
Breslau war von Preußen, Polen und Habsburgern geprägt? Von welcher Zeit spricht Bundespräsident Wulff in dieser Vergangenheitsform? Seine Formulierung legt eine Zeit vor dem 19. Jahrhundert nahe. Da kann man fragen, inwiefern das seit Jahrhunderten durch eine der stabilsten Grenzen Europas von Polen getrennte Breslau von Polen geprägt worden sein sollte? 1335 hatte bereits der polnische König Kasimir III. für „ewige Zeiten“ auf Schlesien, welches nie ein homogener Bestandteil der polnischen Krone geworden war, verzichtet. 1342 und 1344 wurde Breslau durch zwei Großbrände zerstört… Wo sollte da also noch eine „polnische Prägung“ zu sehen gewesen sein?
Vor den Kopf gestoßen fühlten sich die Oberschlesier, weil Bundespräsident Wulff nicht wie angekündigt die deutsche Minderheit in Oppeln besuchte. Statt dessen mussten sie selbst nach Breslau reisen, um ihn dort treffen zu können. Diesen, wohl von der polnischen Präsidialkanzlei zu verantworteten Fauxpas, kommentiert der Bundesvorsitzende der oberschlesischen Landsmannschaft Klaus Plaszczek:
Aus vielen Gesprächen weiß ich, dass sich die Oberschlesier auf diese Visite sehr gefreut haben. Vor dem Hintergrund des 20. Jubiläums des VdG aber auch des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages wurde eine große Chance verpasst.Plaszczek, Enttäuschte Oberschlesier3)http://www.oberschlesien.de/index.php?ka=1&ska=4&idn=31 – abgerufen am 20.11.2011
Quellen
↑1 | http://de.wikipedia.org/wiki/Universit%C3%A4t_Breslau – abgerufen 20.11.2011 |
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↑2 | http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Christian-Wulff/Reden/2011/11/111115-Universitaet-Breslau.html;jsessionid=A2AC5E5639A464F2678FC6C88D36A5A3.2_cid252 – abgerufen 20.11.2011 |
↑3 | http://www.oberschlesien.de/index.php?ka=1&ska=4&idn=31 – abgerufen am 20.11.2011 |
Richard Erlbacher
11. Januar 2012 @ 23:45
Der Niedergang des deutschen Volkes scheint nicht aufzuhalten zu sein.
Widerliche Bücklinge als höchste Repräsentanten des Staates.
Gute Nacht, Deutschland!
Wenn sich da (wäre wohl eher ein Wunder) nicht bald was ändert, ist der Schriftzug „dem deutschen Volke“ am Reichstagsgebäude zu Recht zuerst auf „Bevölkerung“ statt „Volk“ zu korrigieren, danach die Sprachvariante auf Englisch, Türkisch, Polnisch oder ???
Stehen wir vor dem kollektiven Selbstmord oder wie soll das weitergehen.