Schweig oder stirb

Gestern, am 3. Mai – „Internationale Tag der Pressefreiheit“ – , verlieh der UNESCO-Generaldirektor Koïchiro Matsuura in Maputo, der Hauptstadt Mosambiks, den diesjährigen Guillermo-Cano-Preis für Pressefreiheit an die mexikanische Journalistin Lydia Cacho Ribeiro. Die Jury zeigte sich von dem Mut dieser gegen politische Korruption und organisiertes Verbrechen kämpfenden Freelancerin beeindruckt. Trotz Repressalien, Todesdrohungen und einem Mordversuch berichtete sie über die Verstrickung von Geschäftsleuten, Politikern und Drogenhändlern in Prostitution und Kinderpornografie. Die mexikanische Journalistenorganisation FELAP beklagt 46 Todesopfer in Mexiko seit dem Jahr 2000 – eine der höchsten Zahlen weltweit.

Am 20. Dezember 1993 erklärte die UN-Generalversammlung auf Vorschlag der UNESCO, basierend auf der „Erklärung von Windhoek“ (1991, Namibia), den 3. Mai zum Welttag der Pressefreiheit. Seit 1997 wird der Guillermo-Cano-Preis jährlich von der UNESCO „zur Anerkennung der Arbeit eines Individuums oder einer Organisation für die Verteidigung oder Förderung der Pressefreiheit“ vergeben.1)UNESCO – Welttag der Pressefreiheit – http://www.unesco.de/uho_4_2008_pressefreiheit.html?&L=0 – abgerufen am 4.05.2008

Die Botschaft des 3. Mai lautet, dass jeder Journalist überall auf der Welt das Recht haben muss, frei und ohne Angst berichten zu können. Immer häufiger kommen Journalisten bei der Ausübung ihres Berufes ums Leben.

Guillermo Cano war ein kolumbianischer Zeitungsverleger, der 1987 aufgrund seiner Berichterstattung über kolumbianische Drogenbarone ermordet wurde. Der Preis ist mit $25.000,- dotiert und wird von der Cano und Ottaway Familienstiftung finanziert. 2007 hatte ihn posthum die im Oktober 2006 erschossene Journalistin Anna Politkovskaya (Russische Föderation) erhalten.

Auf ihrem Internetblog www.lydiacacho.net hat Cacho ihre Rede anlässlich der Preisverleihung veröffentlicht. Sie schreibt darin: „Als Journalisten sollten wir niemals die Boten höherer Mächte sein. Noch sollten wir uns Angst und Selbstzensur ausliefern.“

Jedes Jahr sterben in Mexiko 6 Journalisten

Teodoro Rentería Arróyave von FELAP (Federación Latinoamericana de Periodistas) beklagt, dass seit dem Jahr 2000 nunmehr jedes Jahr in Mexiko 6 Journalisten ums Leben gekommen sind. Er zitiert den aus Japan stammenden UNESCO-Generaldirektor Koïchiro Matsuura: “Das Töten von Journalisten stellt ein widerliches Verbrechen dar, das die gesamte Gesellschaft betrifft, weil es das Recht der Bürger untergräbt, sich gutunterrichtet an der politischen Debatte beteiligen und in aufgeklärter Weise wählen zu können.

FELAP ist eine mit der UNESCO verbundene Journalistenorganisation mit Sitz in Mexiko Stadt, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, für Meinungsfreiheit, Demokratisierung und journalistische Freiheit zu kämpfen.2)Federación Latinoamercana de Periodistas – http://www.felap.info/archivo/2008/0408/1L.20080414.htm – abgerufen am 4.05.2008

Reporter ohne Grenzen sensibilisiert zu inhaftierte Journalisten

Anlässlich des Welttags der Pressefreiheit machte auch „Reporter ohne Grenzen“ auf die weltweit inhaftierten Journalisten aufmerksam. Auf dem Potsdamer Platz in Berlin stellten sie am 2. Mai eine zwei Mal drei Meter große Gefängniszelle auf, um der Öffentlichkeit zu zeigen, welche Folgen freie Berichterstattung in über 30 Ländern haben kann. „130 Berichterstatter sind weltweit hinter Gittern, weil sie uns informieren wollten“, beklagt die Menschenrechtsorganisation. „Die meisten von ihnen sind in China, Kuba und Eritrea in Haft, oft ohne fairen Prozess und unter katastrophalen Bedingungen. Wir fordern ihre bedingungslose Freilassung.“

Auf der Internetseite von Reporter ohne Grenzen kann eine Liste über die rund 130 inhaftierte Jounalisten in 32 Ländern abgerufen werden. Mit einem Kurzfilm, der derzeit bundesweit in Kinos, im Fernsehen und auf www.reporter-ohne-grenzen.de zu sehen ist, soll ebenfalls für dieses Thema sensibilisiert werden.

Quellen

Quellen
1 UNESCO – Welttag der Pressefreiheit – http://www.unesco.de/uho_4_2008_pressefreiheit.html?&L=0 – abgerufen am 4.05.2008
2 Federación Latinoamercana de Periodistas – http://www.felap.info/archivo/2008/0408/1L.20080414.htm – abgerufen am 4.05.2008