Atlas der aussterbenden Sprachen
Schlesisch in all seinen Facetten war eine der schönsten in Deutschland gesprochenen Mundarten. War. Denn Schlesisch, sowie die zahlreichen anderen ostdeutschen Mundarten, gehören schon beinahe zu den ausgestorbenen Sprachen. Bairisch und Alemannisch können folgen, schaut man auf die neue Ausgabe des Weltatlas „Gefährdete Sprachen“, der im Vorfeld des 10. Internationalen Tags der Muttersprache am 21. Februar 2009 von der UNESCO in Paris präsentiert worden ist.
Der Internationale Tag der Muttersprache wurde von der UNESCO 1999 ausgerufen und wird seitdem jährlich am 21. Februar begangen.1)UNESCO, 21.02.2009 Tag der Muttersprache, URL: http://www.unesco.de/ua09-2009.html?&L=0 – abgerufen am 20.02.2009 Er erinnert an die sprachliche Vielfalt und soll die kulturelle Identität fördern. Der jährliche Gedenktag soll vor allem auf jene Sprachen aufmerksam machen, die von nur noch weniger als 10.000 Menschen gesprochen werden. Derzeit sind rund 6.000 Sprachen bekannt, wovon mehr als die Hälfte nach Einschätzung der UNESCO vom Aussterben bedroht sind.2)UNESCO, Atlas of the World’s Languages in Danger, URL: http://www.unesco.org/culture/en/endangeredlanguages/atlas – abgerufen am 20.02.2009
2002 beauftragte die UNESCO – die am 16. November 1945 gegründete „Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur“ – eine Expertengruppe, die Rahmenbedingungen zu benennen, die grundlegend für die Vitalität einer Sprache sind, um auf diese Weise Schutzmaßnahmen bieten zu können. In ihrem Entwurf mit dem Titel „Lebendigkeit und Gefährdung von Sprache“ werden neben der absoluten Zahl der Sprecher einer Sprache auch die generationenübergreifende Weitergabe, die Verfügbarkeit von Lehrmittel und die Art und Qualität der Dokumentation einer Sprache genannt.
Im Gegensatz zur UNESCO tun wir uns in Deutschland schwer damit, Bairisch, Alemannisch oder auch Rheinfränkisch als „Sprachen“ zu bezeichnen. Wir würden eher Mundarten oder Dialekte sagen. Wenn man den Kriterien der UNESCO folgt, dann müssten z.B. auch Schlesisch oder Ostpreußisch zu den gefährdeten bzw. erloschenen Sprachen zählen.3)ZDF, 13 Sprachen in Deutschland bedroht, URL: http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/7/0,3672,7522503,00.html – abgerufen am 20.02.2009 Diese werden jedoch in dem Atlas „Gefährdete Sprachen“ nicht genannt. Dieser Atlas wurde bereits 1996 und 2001 veröffentlicht. Die dritte Ausgabe erfolgt nun zum ersten Mal auch als interaktive digitale Datenbank im Internet.
Die häufigsten Gründe sind Kriege und Vertreibungen
Die häufigsten Gründe für das Aussterben von Sprachen sind Kriege und Vertreibungen, sagt der australische Linguist Christopher Moseley, Herausgeber der „Encyclopedia of the World’s Endangered Languages“. In den vergangenen drei Generationen seien bereits 200 Sprachen ausgestorben.
Gemäß der UNESCO kann die Gefährdung einer Sprache das Resultat externer Gewalten wie militärische, ökonomisch, religiöse, kulturelle oder pädagogische Unterwerfung sein, oder sie kann verursacht werden durch inwendige Kräfte wie die negative Einstellung einer Gesellschaft in Bezug auf die eigenen Sprache. „Druck von Innen“ hat oftmals seine Ursache im „Druck von Außen“ und beide beenden die generationenübergreifende Vermittlung von linguistischen und kulturellen Traditionen.
Eine Sprache, die nicht mehr belebt werden kann, verdiene doch die bestmögliche Dokumentation, da jede Sprache einzigartiges kulturelles und umweltbedingtes Wissen beinhalte. Solche Dokumentationen bereichern den intellektuellen Reichtum der Menschheit, bieten evtl. eine neue kulturelle Perspektive und helfen oftmals den Sprachforschern linguistisches und kulturelles Erbe wiederzubeleben.4)Uni Trier, Interaktive Karte des deutschen Dialektraumes, URL: http://www.cll.uni-trier.de/CLL/Lautverschiebung/Zweite%20Lautverschiebung/Kartenanimationen/Karten – abgerufen am 20.02.2009
Wenn Du nicht atmest, gibt es keine Luft.
Wenn Du nicht läufst, gibt es keine Erde.
Wenn Du nicht sprichst, gibt es keine Welt.Ausspruch eines Stammesältesten der Navaho-Indianer
Weiterführende Hinweise
Potsblits: [cref geschichte-schlesiens-gliederung]
Quellen
↑1 | UNESCO, 21.02.2009 Tag der Muttersprache, URL: http://www.unesco.de/ua09-2009.html?&L=0 – abgerufen am 20.02.2009 |
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↑2 | UNESCO, Atlas of the World’s Languages in Danger, URL: http://www.unesco.org/culture/en/endangeredlanguages/atlas – abgerufen am 20.02.2009 |
↑3 | ZDF, 13 Sprachen in Deutschland bedroht, URL: http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/7/0,3672,7522503,00.html – abgerufen am 20.02.2009 |
↑4 | Uni Trier, Interaktive Karte des deutschen Dialektraumes, URL: http://www.cll.uni-trier.de/CLL/Lautverschiebung/Zweite%20Lautverschiebung/Kartenanimationen/Karten – abgerufen am 20.02.2009 |