Überfall auf den Sender Gleiwitz
Gerne behaupten Historiker und Journalisten, Adolf Hitler habe in seiner Reichstagsrede zum Kriegsbeginn am 1. September 1939 den Einmarsch in Polen mit dem inszenierten Überfall auf den Sender Gleiwitz begründet. Allerdings erwähnte Hitler den Sender dort mit keinem Wort – zumindest nicht direkt.
Der Historiker Stefan Scheil bestreitet, dass die deutsche Regierung 1939 den Krieg gegen Polen mit dem fingierten Überfall auf den Sender Gleiwitz begründet habe. Das gelte auch für die beiden anderen von der SS inszenierten Überfälle in Pitschen und Hoflinden. Scheil wirft der Geschichtswissenschaft mangelnde Bereitschaft zu kritischem Nachfragen vor. Die meisten Historiker sehen in diesen SS-Aktionen den propagandistischen Vorwand für den Polenfeldzug, der den Zweiten Weltkrieg auslöste.
Gemäß Scheil wird in dem sog. “Weißbuch des Auswärtigen Amts” der Überfall auf den Sender Gleiwitz offiziell lediglich als Aktion “polnischer Aufständischer” eingestuft. Er sei von der deutschen Regierung nicht als Beweis für einen Angriff regulärer polnischer Truppen herangezogen worden.
Für die Nacht vom 31. August auf den 1. September 1939 listet das Weißbuch insgesamt fünf Vorfälle mit Beteiligung polnischer Truppen auf. Weder Gleiwitz noch Pitschen und Hoflinden – allesamt von der SS inszenierte Überfälle – wurden vom Auswärtigen Amt als “Angriff regulärer Truppen” eingestuft.
Am 1. September hatte Hitler vor dem Deutschen Reichstag den Beginn des Krieges gegen Polen verkündet – mit den berühmten Worten…
Polen hat nun heute nacht zum ersten Mal auf unserem eigenen Territorium auch durch reguläre Soldaten geschossen. Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zurückgeschossen!2)Erklärung der Reichsregierung vor dem Deutschen Reichstag, 1. September 1939, Vgl. www.1000dokumente.de oder Georg Elser Arbeitskreis
Stefan Scheil wirft der Geschichtsschreibung vor, das Thema verfehlt zu haben, da sie sich auf die drei genannten SS-Aktionen beschränkt und zu den Grenzzwischenfällen, die das Deutsche Weißbuch tatsächlich schildert, nichts zu sagen weiß.
Das gilt ebenso für Jürgen Runzheimers Aufsatz über: “Die Grenzzwischenfälle am Abend vor dem deutschen Angriff auf Polen”, wie für Alfred Spieß’ und Heiner Lichtensteins Darstellung des Vorgangs als sogenanntes “Unternehmen Tannenberg”, wo diese, nach offizieller deutscher Darstellung einzigen Grenzzwischenfälle mit polnischen regulären Truppen ebenfalls nicht erwähnt werden. Darstellungen aller Art gehen regelmäßig über diese Fakten hinweg. Eine gewisse Ausnahme macht Walther Hofer, der immerhin erwähnt, daß Gleiwitz in Hitlers Rede nicht vorkam, es dann aber versäumt, den anderen Vorgängen nachzugehen.Stefan Scheil, Fünf plus Zwei, 1023)Stefan Scheil, Fünf plus Zwei. Die europäischen Nationalstaaten, die Weltmächte und die vereinte Entfesselung des Zweiten Weltkriegs, 2. Auflage, Duncker & Humblot, Berlin, 2004.
Auf der einen Seite behaupten Historiker, Politiker, Journalisten etc. fortwährend (gegen den Wortlaut von Hitlers Rede), Hitler hätte in seiner Reichstagsrede den Kriegsbeginn mit dem Überfall auf den Sender Gleiwitz gerechtfertigt. Auf der anderen Seite sagt Scheil, die deutsche Regierung hätte den Krieg gegen Polen definitiv nicht mit den drei inszenierten Überfälle begründet. Weder Hitler habe Gleiwitz in seiner Rede am 1. September 1939 erwähnt, noch hätte der Völkische Beobachter sich zu der Behauptung verstiegen, dort habe es einen Überfall polnischer Soldaten gegeben. In keinen Publikationen regierungsnaher, deutscher Organe, auch nicht bei der Gestapo, würden diese SS-Aktionen als “Übergriffe regulärer Truppen” genannt.
Die fünf vom Weißbuch des Auswärtigen Amts genannten “Vorfälle mit regulären Truppen” müssen dann entweder Falschmeldungen sein, oder es handelte sich um jene polnischen Übertritte auf deutsches Gebiet, die der polnische Außenminister Józef Beck (1894-1944) gegenüber seinem Pariser Botschafter am 6. September 1939 erwähnte.
Die Einzelheiten dieser Grenzzwischenfälle vom 31. August 1939 sind offenbar noch ungeklärt, was bereits 1950 Ernst v. Weizsäcker als “Lücke in der Geschichtsschreibung” beklagte.
Der jüngst erschienene, von der Bundeszentrale für politische Bildung geförderte Aufsatz über die Vorgeschichte des deutsch-polnischen Krieges erwähnt weder die Flucht und Vertreibung großer Teile der deutschen Bevölkerung aus der Republik Polen nach dem Ersten Weltkrieg, noch den Hintergrund und den Umfang der polnischen Abstimmungsniederlage im südlichen Ostpreußen, noch die polnischen Angriffspläne auf die Weimarer Republik, noch die polnische publizistische Vorkriegskampagne für die Oder-Grenze und die Okkupation Ostpreußens, noch den Kern der deutschen Vorschläge vom Oktober 1938, der in der Anerkennung der bestehenden polnischen Grenze lag, noch die Mobilisierung der polnischen Armee im Umfeld der englischen Garantieerklärung vom März 1939, noch die Zahl der deutschen Flüchtlinge im Jahr 1939 oder die Zahl der ermordeten Deutschen vor und nach Kriegsbeginn und auch nicht die polnischen Offensivpläne und die umfassenden militärischen Vorbereitungen auf polnischer Seite.Stefan Scheil, Fünf plus Zwei, 108.
Das alles wird der deutsch-polnischen Aussöhnung zuliebe weggelassen. Ist eine solche Aussöhnung aber nicht auf Sand gebaut, wenn sie wichtige geschichtliche Fakten einfach so unter den Teppich kehrt? Müsste eine Gesamtdarstellung der Vorgeschichte des Krieges von 1939 nicht anders aussehen?
Quellen
↑1 | Bildquelle: Wikipin, gefunden auf Wikimedia Commons, Lizenz: gemeinfrei – abgerufen am 15.03.2010 |
---|---|
↑2 | Erklärung der Reichsregierung vor dem Deutschen Reichstag, 1. September 1939, Vgl. www.1000dokumente.de oder Georg Elser Arbeitskreis |
↑3 | Stefan Scheil, Fünf plus Zwei. Die europäischen Nationalstaaten, die Weltmächte und die vereinte Entfesselung des Zweiten Weltkriegs, 2. Auflage, Duncker & Humblot, Berlin, 2004. |
Claus Pichlo
24. März 2010 @ 10:16
Der obige Artikel liefert alle Zutaten für eine ganz neue Geschichtsschreibung in Bezug auf Alleinschuld und Kollektivschuld der Deutschen am 2. WK. Darum weigern sich auch alle deutschen Historiker und gesellschaftlich relevanten Kreise diese Tatsachen auch nur zur Kenntnis zu nehmen.
Das Lügengebäude würde sofort einstürzen und die erwähnten Kreise stünden plötzlich als Lügner, Opportunisten, ja als Kollaborateure der Siegermächte da.
Als Verräter am eigenen Volke die um persönlicher Vorteile Willen die Wahrheit mit aller Kraft verhinderten und nun weiter verhindern.(Merkel und Co.)
Das erwähnte Weißbuch liefert alle Belege für diese Behauptung!
Dass zwischen 1919 und 1939 etwa eine Million Deutsche von deutschem Staatsgebiet vertrieben wurden welches vom “Völkerbund” den Polen in verbrecherischer Weise zugesprochen worden war, dass etwa 200.000 Deutsche dabei umkamen, dass der polnische Terror gegen Deutsche im Sommer 1939 unerträglich wurde, das traut man sich schon gar nicht mehr zu erwähnen.
Dass alle Beweise für Hitlers schon fast peinliche Weigerung den geschundenen Deutschen in den von Polen besetzten Gebieten endlich zu Hilfe zu kommen vorliegen, darf nicht in die Öffentlichkeit kommen.
Nicht nur das erwähnte Weißbuch sondern Dutzende andere Quellen belegen die totale Unschuld der deutschen Reichsregierung am Ausbruch des 2. WK.
Richtig gelesen: „totale Unschuld“ – noch nicht einmal Teilschuld kann belegt werden!
Zunächst hat man ja nur Zweifel an dem was z.B. die Kanzlerin im Ausland immer so zum Thema zu sagen hat, kümmert man sich aber eingehender um das Thema Alleinschuld /Überfall auf Polen, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus! Und irgendwann kommt man an den Punkt, wo man begreift was Worte bedeuten wie: Political Correctness, Umerziehung, Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln nach dem 8.Mai 1945, Vernichtung des Deutschen Reiches (Churchill) etc.
Man liest Zitate von Churchill, Roosevelt und vielen anderen und bricht unter der Erkenntnis dessen, was mit dem deutschen Volke seit 1914 bis auf den heutigen Tag (2+4-Vertrag) gemacht wird, fast zusammen! Es ist zu ungeheuerlich, was man da erfährt! Und man fängt langsam an zu begreifen, dass das niemals an die Öffentlichkeit kommen darf! Unter gar keinen Umständen!
Die Wahrheit muss verheimlicht werden – auf der Alleinschuldlüge gründet die gesamte Nachkriegpolitik in Europa aber auch weltweit! (Mit den Japanern wurde ähnlich verfahren, allerdings mit viel weniger „Erfolg“, sie haben ihre Würde behalten – wir nicht!)
Unvorstellbar was passieren würde, wenn die Wahrheit nun heraus käme.
Wer die Wahrheit sucht, der findet sie. Sie liegt überall in wissenschaftlichen Arbeiten von neutralen Forschern vor. Jeder kann sie kaufen (Amazon). Aber, und jetzt kommt es: man darf sie teilweise nicht zitieren!
Der § 130 StGB verbietet das, und dieser Paragraph wird rigoros angewendet! Das ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. In diesem Paragraphen ist die Wahrheit über den Untergang unseres Volkes als freie und geachtete Nation, unter allen anderen Nationen, sicher wie in einem Tresor eingeschlossen.
Die Wahrheit darf immer nur unter der Hand und vorsichtig in kleinem Kreise erwähnt werden aber niemals in einer öffentlichkeitswirksamen Weise. Sie hat also keine Chance! (Wissenschaftliche Veröffentlichungen sind keine öffentlichkeitswirksame Belehrung der Menschen wenn sie nicht in Schulen gelehrt werden).
Erst wenn in weiteren 70 Jahren die Wahrheit nur noch von akademischem Interesse ist und auf die Politik keinen Einfluss mehr hat, wird sie öffentlich werden aber niemanden mehr interessieren. So ist es geplant und so wird es sein!
Churchill am 27.02.1945 im Unterhaus:
Zitat:„…Darüber hinaus sind die drei Mächte jetzt dahin übereingekommen, dass Polen im Norden und im Westen wesentlichen Gebietszuwachs erhalten soll. Wir brauchen nicht zu befürchten, dass die Aufgabe, die neue Grenzlinie zu halten, sich als zu schwer für Polen erweisen oder eine neue deutsche Revanche heraufbeschwören wird oder, um eine landläufige Phrase zu gebrauchen, die Saat für künftige Kriege legen werde. Wir gedenken weitaus drastischere und wirksamere Maßnahmen als nach dem letzten Krieg zu ergreifen, weil wir ja jetzt mehr von diesem Geschäft verstehen, so dass ein offensives Vorgehen von Seiten Deutschlands auf Generationen hin gänzlich unmöglich gemacht werden wird…“ Zitat Ende.
Der US-Publizist und Journalist Walter Littmann:
Zitat: »…dass die Umerziehung erst dann als wirklich gelungen angesehen werden kann, wenn die Kriegspropaganda der Sieger Eingang gefunden hat in die Geschichtsbücher der Besiegten und von der nachfolgenden Generation auch geglaubt wird, dann ist dies in bewundernswerter Weise gelungen…« Zitat Ende.
Übrigens: das in dem Artikel erwähnte Weißbuch des Auswärtigen Amtes des Deutschen Reiches für das Jahr 1939 ist für mich die allein gültige Quelle. Die Siegerpropaganda unserer Todfeinde, die ja nachweislich Propaganda ist, bei der es sich um die Fortsetzung des (psychlogischen)Krieges mit anderen Mitteln handelt, kann für mich als deren Opfer in keiner Weise maßgebend sein. Das wäre ja nahezu schwachsinnig! Als Deutscher zählt für mich die Aussage meiner Regierung, zumal dann, wenn sie erwiesenermaßen stimmt! Einschränkend muss ich sagen : meiner Regierung bis 1945.
“Right or Wrong – My Country!” – Soweit wie die Engländer würde ich nicht gehen, aber fast, wenn ich daran denke was ich lernen und erfahren musste!
C. Pichlo
Claus Pichlo
3. Mai 2010 @ 08:03
Nachtrag.
Herrn Scheil ist voll zuzustimmen, wenn er darauf hinweist, dass der Fall „Gleiwitz“ in der Propaganda des Deutschen Reiches überhaupt keine Rolle spielte und erst von deutschen Geschichtsklitterern nach dem Kriege ausgegraben wurde um den Siegermächten in schändlicher Weise zuzuarbeiten.
Hitler hatte bis Sommer 1939 alle Hände voll zu tun dem deutschen Volk den Terror der Polen in den von ihnen besetzten deutschen Gebieten zu verheimlichen um seine Politik der friedlichen Verhandlungen mit Polen um den Korridor und um Danzig nicht zu gefährden. In einer Zeit, in der trotzdem die Deutschen mit Entsetzen das Leid ihrer Landsleute in Polen und der Tschechoslowakei beobachten konnten (1919-1939: 1 Mio. vertriebene Deutsche aus polnisch beherrschten Gebieten, 200 000 Tote) gab es ganz andere Gründe gegen Polen militärisch vorzugehen als den läppischen Fall “Gleiwitz”.
Der wahre Grund scheint total verdrängt worden zu sein: nämlich dass Polen am 30. August 1939 die Generalmobilmachung gegen das Deutsche Reich anordnete. Denn das ist eine Tatsache, die von unseren Historikern und anderen Geschichtsklitterern bis heute ebenfalls erfolgreich verheimlicht wird.
Diese Tatsache halte ich für den dann folgenden Entschluss zum längst überfälligen Präventivschlag der deutschen Wehrmacht am 1. September um 0545 Uhr für so gravierend, dass sie unbedingt erwähnt werden muss.
Denn eine Generalmobilmachung wurde generell als ein zuverlässigeres Zeichen für einen unmittelbar bevorstehenden Angriff gewertet als z.B. eine Kriegserklärung.
Bildlich gesprochen hatte Hitler vom 30. August 1939 an, die entsicherte polnische Pistole an der Schläfe! Wie ein so Bedrohter seinen Aggressor, der zum Morden entschlossen ist (der seit 1919 ja tatsächlich bereits mordete, und nicht nur unter Deutschen!), „überfallen“ kann, ist wohl jedem normalen Menschen ein Rätsel.
Schon die polnische Teilmobilmachung im März 1939 war eine klare Kampfansage, die folglich Hitler zwang den Angriffsplan für die Wehrmacht gegen den Aggressor Polen in Auftrag zu geben – reichlich spät, wie ich finde.
Nebenbei auch ein Beweis dafür, dass Hitler damals nicht die geringste Absicht hatte in absehbarer Zeit irgendjemand anzugreifen.
Dagegen spricht außerdem, neben vielen anderen Indizien, auch der Stand der Rüstung im deutschen Reich.
Und bevor die Wehrmacht dann endlich angriff, hatte Hitler sogar 3 mal diesen Angriff zur Verärgerung der Generalität verschoben, in der Hoffnung durch Verhandlungen mit dem Aggressor das Schlimmste doch noch verhüten zu können.
Angesichts dieser Tatsachen, ist es nahezu absurd den Präventivschlag der Wehrmacht am 1.9.1939 als einen „Überfall“ zu bezeichnen.
Obwohl all diese Tatsachen sogar deutschen “Historikern” selbstverständlich bekannt sind, gibt es keinen Aufschrei der Entrüstung unter diesen Leuten wenn deutsche Politiker und Medien immer wieder diese für uns so vernichtende Lüge wiederholen.
Darum muss nach meiner Meinung diese eigentlich primitive Lüge als eine gezielte Desinformation gewertet werden, die verhindern soll, dass die andere Lüge von der Alleinschuld der Deutschen am Ausbruch des 2.WK als solche zu leicht erkannt werden kann. Dass das tatsächlich bis heute auch gelingt, belegt, dass es nicht die Qualität der Geschichtslügen sein kann, sondern die Angst der deutschen Bevölkerung vor dem Aussprechen solcher Wahrheiten…
Weil die persönlichen Konsequenzen oft gravierend sind! Der § 130 StgB (Volksverhetzung) droht.
Eine verordnete „Wahrheit“ die mit brutalsten antidemokratischen Mitteln durchgesetzt wird, mit dem Verbot der freien Meinungsäußerung, ist eine Lüge!
C. Pichlo
Abiturient
29. Mai 2010 @ 12:21
@ Claus Pichlo
Nachdem ich mich gerade selbst mit dem Thema beschäftige, möchte ich mal meinen Senf zu dem Artikel und deinen Kommentaren abgeben:
Tatsächlich scheint der Artikel und auch die Publikation von Herrn Scheil auf den ersten Blick durchaus logisch und objektiv.
Allerdings ist die Kernaussage des Artikels nur, dass Hitler den fingierten Überfall von polnischen Truppen (seien die nun regulär oder auch nicht) auf verschiedene Deutsche Einrichtungen nicht als Begründung für den Angriffs Polen verwendet haben soll.
Ich kann aus weder aus dem Artikel, noch aus den verwendeten Quellen, schließen, dass Polen den Angriff Deutschlands direkt oder indirekt verursacht haben soll. (Ich beziehe mich auf deinen 2. Kommentar, insbesondere deine Interpretation als Präventivschlag)
Das macht auch historisch überhaupt keinen Sinn. Warum sollte Polen einen Deutschen Angriff heraufbeschwören? Sowohl im “Reich”, als auch in Polen und auch in den anderen europäischen Ländern war man sich der militärischen Überlegenheit über Polen durchaus bewusst. Ich habe dafür mehrere logische Belege (mangels tiefergehendem Fachwissen):
1. Warum muss England als Garantiemacht für die Integrität von Polens Grenzen eintreten? Mein Schluss: Polen hat militärisch kaum/keine Chancen, sich gegen eine Deutsche Invasion zu behaupten
2. Angriffspläne werden nicht innerhalb weniger Wochen ausgearbeitet. Der erfolgreiche Blitzkrieg gegen Polen lag in einer ausgefeilten Strategie begründet, die eine große Weile vorher vorbereitet worden sein muss. Wenn du nach Quellen suchst (und auch weißt, wo man sie findet – ich nämlich nicht), wirst du mit Sicherheit militärstrategische Planungen für einen Blitzkrieg gegen Polen finden, die weiter zurückreichen als die Eskalation der polnisch-deutschen Beziehungen.
Ich bin auch noch mit anderen Punkten deines Kommentars nicht einverstanden. (insbesondere deiner ziemlich emotionalen Betrachtung: Damit meine ich nicht, dass es falsch ist, Geschichte emotional zu sehen. Allerdings wird es Lesern, die versuchen, deine Kommentare kritisch zu lesen – vielleicht weil sie einen ganz anderen Standpunkt haben – schwerfallen, deinen Argumenten glauben zu schenken)
Gut, man merkt wahrscheinlich, dass ich keine Lust mehr habe. Ich hoffe trotzdem, dass ich dich und die Leute, die das hier lesen, ein bisschen zum Nachdenken gebracht habe. Denn das ist immerhin noch die beste Medizin gegen autoritäre Systeme, seien die jetzt nationalsozialistisch oder auch US-Amerikanisch/Alliiert/BRD…
lg
der Abiturient
Claus Pichlo
30. Mai 2010 @ 14:21
Lieber Abiturient,
ich freue mich, dass Sie sich für das Thema so interessieren, welches für mich darum mit Emotionen verknüpft ist, weil ich ein Überlebender des Völkermordes an den Ostdeutschen bin. (Bitte bei Prof. de Zayas Näheres dazu nachlesen, oder bei J. Bacque, oder bei Ferdinand Otto Miksche, oder bei Carl J. Burckhardt, oder Prof. Franz Scholz, oder Emil Maier Dorn, oder Hermann Lutz, oder David L. Hoggan usw.).
Präventivschlag: ich habe mehrmals die Vorgeschichte der ethnischen Säuberung der von Polen annektierten deutschen Gebiete erwähnt und die darauf lange überfällige Reaktion des Deutschen Reiches. (Im besagten Weißbuch von 1940 ist das auch alles nachzulesen.)
Nachdem Polen von den Briten den blanco check für einen Angriff auf Deutschland bekommen hatte (wir unterstützen Polen sogar wenn es selbst angreift) machte es am 26. März 1939 Teilmobil gegen Deutschland. Von diesem Tage an waren die Polen mit ihren Großpolenträumen nicht mehr alleine, sie hatten Briten und Franzosen als mächtige Verbündete (die USA hielten sich noch im Hintergrund). Nun setzte der Terror gegen Deutsche in ihrem polnischen Herrschaftsbereich erst richtig ein mit der klaren Absicht die Deutschen zu einem Angriff zu verleiten. England mit den USA im Rücken waren die Initiatoren, Polen sollte der Zünder sein und Frankreich traute sich nicht so richtig.
Das Deutsche Reich wurde seit dem Versailler Diktat von Polen ununterbrochen bedroht (Foch-Plan 1923) und hatte keine Chance der Gegenwehr (100.000 Mann Heer). Aber Hitler rüstete dann mächtig auf und Polen begriff, dass es nun nur noch mit Hilfe eines ganz großen Krieges seine Expansionspläne bis an die Elbe verwirklichen kann. Der pol. Außenminister Beck war zu diesem Weltbrand bereit! Er wusste, dass Deutschland diesen Krieg niemals überleben würde (Hitler wusste das übrigens auch) und er riskierte das Blutbad, an dessen Ende Polen nur als Gewinner stehen könnte.
Zitat aus dem Buch MEINE DANZIGER MISSION 1937 – 1939 von Carl Jacob Burckhardt, 3. Aufl. S. 156 ff.
Das Zitat gibt die Aussage von Herrn Burckhardt wieder, dem Schweizer Hochkommissar des Völkerbundes für Danzig. Unter dem Datum des 20.August 1938 (mehr als 1 Jahr vor Kriegsausbruch!) schreibt er:
„…Die Polen warten in scheinbarer Ruhe. Beck während unserer nächtlichen Fahrt *, hat mich etwas in seine Pläne eingeweiht. Weiterhin spielt er ein doppeltes Spiel. Es ist kein deutsches Spiel, wie manche Franzosen und die polnische Opposition glauben. Es ist ein Spiel, bei dem man für Polen auf den höchsten Gewinn hofft, einen Gewinn, der sich ergeben soll aus einer schließlichen und unvermeidlichen deutschen Katastrophe.
Aus diesem Grunde treibt man die Deutschen in ihre Fehlhandlungen hinein, und in Danzig lässt man mit Vergnügen die Extremisten triumphieren, während man gleichzeitig immer wieder das Festhalten an den äußeren Formen der Verträge betont. Eines Tages wird man dann die Rechnung präsentieren und Zinsen und Zinseszinsen einfordern. Schon jetzt, in dem man in dieser Weise mit den Nationalsozialisten kollaboriert, ist es gelungen, im ganzen Westen, in Frankreich, in England und Amerika eine solidarische Abneigung gegen jede Revision der Verträge zu schaffen. (…) Das war 1932 ganz anders. Damals hat mehrheitlich die westliche Meinung in den großen Demokratien sich für die deutschen Minoritäten eingesetzt. Man regte sich über schlecht gezogene Grenzen auf, über isolierte Provinzen. Dank den exzessiven Methoden des Nazismus ist das alles beendet, und jetzt hofft man im stillen in Warschau nicht nur auf die bedingungslose Integration Danzigs in den polnischen Staatenbereich, sondern auf viel mehr, auf ganz Ostpreußen, auf Schlesien, ja auf Pommern.
Im Jahr 1933 noch sprach man in Warschau vom polnischen Pommerelien, aber jetzt sagt man ›unser Pommern‹. Beck macht eine rein polnische Politik, eine letzten Endes antideutsche Politik, eine nur scheinbar polnisch-deutsche Entspannungspolitik seit der Besetzung des Rheinlandes und der französischen Passivität bei Anlass dieses Vorganges. Aber man bemüht sich, die Deutschen ganz methodisch in ihren Fehlern zu bestärken“… Zitat Ende.
*An Bord eines polnischen Kriegsschiffes in der Danziger Bucht.
Oder:
Rydz-Smigly, polnischer Marschall vor Offiziersschülern Sommer 1939:
„…Polen will diesen Krieg mit Deutschland und Deutschland wird ihn nicht vermeiden können, selbst wenn es das wollte…“
Oder:
London, 3. September 1939: Rede des britischen Außenministers Lord Halifax (am Tage der englisch-französischen Kriegserklärung an Deutschland):
“Jetzt haben wir Hitler zum Kriege gezwungen, so daß er nicht mehr auf friedlichem Wege ein Stück des Versailler Vertrages nach dem anderen aufheben kann!” (“Nation Europa” 1954, 1, S. 46).
Oder:
Churchill 1934 zu Heinrich Brüning (dem geflüchteten deutschen Ex-Kanzler).
„Wenn Deutschland wirtschaftlich zu stark wird, muss es zerschlagen werden. Deutschland muss wieder besiegt werden und diesmal endgültig.“
Oder:
Der englische Militärsachverständige Liddell Hart.
Picture Post, 03. September 1949:
„Für die Zwecke der Nürnberger Prozesse genügte die Unterstellung, dass der Krieg mit all seinen Folgen auf Hitlers Aggression zurückzuführen sei.
Aber diese Erklärung ist zu simpel. Sie entspricht auch nicht den Tatsachen, denn Hitler wollte alles andere als einen Weltkrieg(…) Nach Kriegsende sind die wesentlichsten deutschen Archive in unsere Hand geraten, und wir können uns ein präzises Bild von dem außerordentlichen Grad der Kriegsfurcht in den führenden deutschen Kreisen machen(…) Die plötzliche Kehrtwende Englands im März 1939 machte den Krieg unvermeidbar. Sie schuf eine Situation, die mit einem überhitzten Kessel verglichen werden kann, in dem der Druck bis zu einem Gefahrenpunkt gestiegen war, und dessen Sicherheitsventil dann plötzlich geschlossen wurde. Die Schuld liegt bei denen, die es gestatteten, den Kessel zu heizen, und die auf diese Weise die Explosion herbeiführten…“
Der Angriffsplan der Deutschen wurde von Hitler im April 1939 in Auftrag gegeben nachdem die Polen mobil gemacht hatten, mit der Maßgabe am 1. September 1939 Polen angreifen zu können. Natürlich hatte sich die Wehrmacht schon lange vorher Gedanken gemacht wie eine militärische Antwort auf die ständigen polnischen Provokationen aussehen könnte. Die Wehrmacht war schließlich damals die fähigste Armee der Welt, wenn auch viel zu schwach für irgendwelche Abenteuer. Das wäre ja wohl eine seltsame deutsche Generalität gewesen, wenn sie nicht Angriffspläne für jeden erdenklichen Fall in der Schublade gehabt hätte. Das ist praktisch der Lebenszweck einer jeden Armee, auch natürlich der polnischen.
Wenn ich nicht glaubhaft rüberkomme, tut es mir leid. Ihr kritisches Herangehen finde ich aber trotzdem sehr gut! Sie müssen sich Wissenschaftler auf internationaler Ebene suchen, denen Sie glauben vertrauen zu können. Es gibt hervorragende deutsche Übersetzungen. Von deutschen Historikern würde ich dringend abraten weil sie fast alle der politischen Korrektness unterliegen und darum lügen. Die Ausnahmen sind fast an einer Hand abzuzählen.
Bleiben Sie bitte weiter so kritisch, aber bleiben Sie bloß weiter am Ball!
Hier finden Sie einige interessante Churchill-Zitate:
https://potsblits.de/oder-neisse-linie-ist-kein-gutes-vorzeichen-fuer-europa#comment-26
C. Pichlo
Sepp Papmahl
8. Oktober 2018 @ 16:48
Ich kann das Gelesene nur bestätigen. Als historisch interessierter Mensch – Zeitgeschichte – habe ich ja einen Teil selber miterlebt. Ich habe ja Ähnliches, wie die deutschen Historiker persönlich erlebt. Ich weiß ja auch, dass viele deutsche nach dem Waffenstillstand am 08.05.45 für eine Dose Neskaffee oder eine B+üchse Cornedbeef alles taten. Bis zur Selbstverleugnung. Dann kam in den fünfziger Jahren so etwas wie neutrales Geschichtswissen zum Vorschein. Als aber namhaftze “Historiker” verbeamtet wurden, wurde jaed gewünschze Lüge verbreitet. Ja ich weiß, Hunger tut weh. Da tun manche alles.