Würdige letzte Ruhestätte
Wie Potsblits bereits am 29.12.2008 berichtete1)Kriegs-Verbrechen oder Kriegs-Folge?, hatten wir uns mit dem Auswärtigen Amt in Berlin in Verbindung gesetzt, um mehr Licht in die Gerüchte um das Ende Oktober in Marienburg (seit 1945: Malbork) entdeckte Massengrab zu bringen. Bei den sterblichen Überresten handelt es sich wohl mit großer Wahrscheinlichkeit um deutsche Zivilisten… Das Auswärtige Amt hat nun auf unsere Anfrage geantwortet. Ebenso der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. – Hier die ungekürzten “Pressemitteilungen”…
Das Auswärtige Amt in Berlin schreibt:
Anlässlich der Bauarbeiten für ein Hotel in Marienburg wurden Ende Oktober 2008 die sterblichen Überreste von zunächst über 60, dann mehreren Hundert und inzwischen Schätzungen zufolge ca. 1800 Menschen entdeckt.
Nach den bisherigen Ermittlungen der zuständigen polnischen Staatsanwaltschaft in Marienburg gibt es — etwa aufgrund der Art der Verletzungen und der notdürftigen Bestattung in einem Bombentrichter — erste Anhaltspunkte dafür, dass es sich um deutsche Ziviltote (Männer, Frauen und Kinder) sowie möglicherweise einzelne Soldaten aus der Zeit der schweren und anhaltenden Kämpfe um Marienburg gegen Ende des Zweiten Weltkriegs handeln könnte. Die Ermittlungen der polnischen Staatsanwaltschaft dauern jedoch noch an, einige der Gebeine sind zu weiteren forensischen Untersuchungen nach Danzig überführt worden. Die Exhumierungen konnten aufgrund der winterlichen Witterungsverhältnisse noch nicht abgeschlossen werden.
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., der im Auftrag der Bundesregierung die Kriegsgräberfürsorge im Ausland wahrnimmt, ist bereits mit der Angelegenheit befasst und hat in Absprache mit dem Generalkonsulat mehrfach Gespräche mit den zuständigen polnischen Stellen geführt. Ferner steht das Generalkonsulat Danzig mit den polnischen Behörden in Kontakt und unterrichtet das Auswärtige Amt laufend über die Angelegenheit.
Es ist der Bundesregierung ein wichtiges Anliegen, dass die Toten nach Abschluss der noch andauernden Ermittlungen so schnell wie möglich eine würdige letzte Ruhestätte finden. Hierzu werden derzeit weitere Gespräche geführt.Auswärtiges Amt, Referat E08 Polen, Mitteleuropa und Beneluxstaaten, 13.01.2009
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. schreibt:
Zunächst müssen alle Toten geborgen werden. Mit der Stadtverwaltung Marienburg hat der Volksbund vereinbart, dass die städtischen Behörden und der Bauherr die Exhumierung fortsetzen. Die Toten werden in Gebäuden auf dem Marienburger Friedhof aufbewahrt. Im März sollen wir die Gebeine übernehmen. Nach deren eingehender Untersuchung, die möglicherweise etwas mehr Aufschluss über das Schicksal der Toten geben kann, wollen wir sie auf der deutschen Kriegsgräberstätte in Stare Czarnowo bei Stettin beisetzen.Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.2)Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. – Pressereferat, 13.01.2009
Quellen
↑1 | Kriegs-Verbrechen oder Kriegs-Folge? |
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↑2 | Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. – Pressereferat, 13.01.2009 |
Claus Pichlo
17. Januar 2009 @ 10:28
“Würdige” Ruhestätte?
Viele offene Fragen wäre zu beantworten:
1.Wenn die Bundeskanzlerin und ihr Außenminister zur Abgabe eines Kommentars zum Urteil des EGMR in der Beschwerdesache Preußische Treuhand gegen Polen nur wenige Stunden brauchen: Ist es dann erklärbar, dass Monate vergehen, in denen die folgenden Indizien zum Massenmord an deutschen Staatsbürgern in Marienburg der Bundesregierung zwar bekannt sind, sie aber beharrlich bis vor kurzem dazu schweigt?
2.Deutet nicht auch das Schweigen der polnischen Regierung darauf hin, dass sie sehr wohl weiß, was da 1945 vorgefallen ist, dass aber die Aufdeckung der Wahrheit derzeit “politisch nicht erwünscht” ist?
3.Deutet nicht vieles darauf hin, dass es sich bei den Toten um Marienburger Bürger (Zivilisten) handelt, die von den der Roten Armee folgenden poln. Milizen ermordet wurden?
4.Warum hat die zuständige poln. Staatsanwaltschaft seit den ersten Knochenfunden im Oktober 2008 einen Teil der aufgefundenen Beweisstücke irgendwo in Stettin (poln Presemeldungen) verschwinden lassen? Warum plädierte sie von Anfang an dafür, die Toten in ihrer “Heimaterde zu bestatten”, anstatt mit den heute möglichen kriminalistischen Methoden zumindest den Versuch zu unternehmen, die Wahrheit über den Tathergang herauzufinden?
5.Wenn die Möglichkeit bestanden hätte, den Massenmord der Roten Armee in die Schuhe zu schieben, d.h. wenn die Untersuchungen tatsächlich Hinweise auf die Rote Armee als Täter ergeben hätten, warum werden diese Untersuchungsergebnisse – ausgerechnet von Polen – nicht veröffentlicht?
6.Wäre die Rote Armee für die Massenmorde an meinen Verwandten und Landsleuten verantwortlich gewesen: Warum fordert dann die Bundesregierung nicht Aufklärung des Verbrechens bei den Russen?
7.Belegen die bisherigen staatlichen “Bemühungen” Polens um Aufklärung nicht genau das Gegenteil: Nämlich dass man die Aufklärung mit allen Mitteln verhindern will?
8.Warum spielt die Bundesregierung in diesem Vertuschungsmanöver der Polen mit? Gewichtet sie den Nachteil einer Störung der deutsch-polnischen Verständigungsbemühungen schwerer als das Herausfinden der Wahrheit in diesem gigantischen, mit Katyn vergleichbaren Völkerrechtsverbrechen? Ist ihr der den Vertriebenen gegenüber immer wieder formulierte Satz:
“Das bilaterale Verhältnis zu Polen soll nicht mit aus der Vergangenheit herrührenden Fragen belastet werden”
so wichtig, dass sie auch zu Massenmorden an deutschen Staatsbürgern durch polnische Kräfte lieber schweigt und deutsche Interessen zugunsten Polens einfach ignoriert?
9.Hätte nicht die deutsche Regierung von Anfang an auf einer forensisch sauberen Untersuchung der (deutschen) Leichen im Massengrab bestehen müssen?
10.Hätte die deutsche Regierung nicht verhindern müssen, dass die im Massengrab aufgefundenen Beweisstücke verschwinden, sondern einer wissenschaftlich sauberen, kriminalistischen Untersuchung unterzogen werden?
11.Wie kann die poln. Staatsanwaltschaft behaupten, dass keine persönlichen Gegenstände der Opfer gefunden wurden, wenn Fotos existieren, die das Gegenteil beweisen?
12.Wie kann die poln. Staatsanwaltschaft behaupten, dass keine metallenen Gegenstände gefunden wurden, wenn Fotos existieren, auf denen Leute mit Metalldetektoren nach weiteren Leichen suchen? Ist die Suche mit Metalldetektoren nicht unsinnig, wenn es Metallgegenstände nicht zu finden gibt?
13.Warum bekommt der Bürgermeister von Marienburg, der zunächst auf einem forensisch einwandfreiem Vorgehen bei der Bergung der Leichen bestand, Morddrohungen, ebenso wie die weiteren Bürger Marienburgs bedroht werden, die ihn dabei unterstützt haben? Wer ist es, der diese Drohungen ausspricht?
14.Deutet nicht die ganze seltsame Art und Weise der Bergung der Opfer daraufhin, dass es unter den heutigen poln. Marienburgern von Anfang an klar war, dass es sich hier nur um deutsche Opfer handeln konnte, die von polnischen Kräften umgebracht worden waren?
15.Werden nicht weitere Massenmorde an Deutschen an anderen Orten des deutschen Staatsgebietes, das heute in Polen liegt, genauso verschwiegen? Ist die Erklärung nicht ganz einfach die, dass die Nachfahren der Mörder und die noch lebenden Mörder kein Interesse daran haben, dass ihre Taten aufgedeckt werden?
16. Warum hört man nichts mehr von dem polnischen Täter, der sich im Herbst 2008 der poln. Presse anvertraut hatte, und der von poln.Behörden an eine Institution weitergereicht wurde, die sich um Aufklärung kümmern sollte?
17.Was soll das für eine Bombe gewesen sein, die einen Krater hervorruft, in den man 1800 (!) Menschen hineinwerfen kann? Nach Expertenmeinung sind solche Bomben 1944/45 im Raume Marienburg nicht eingesetzt worden.
18.Warum wurde von Polen der Fund zunächst verheimlicht? Fürchtete man, dass die Geschichtslüge auffliegen könnte, die besagt, dass nur Russen für das Morden an Deutschen auf dem polnisch besetzten Gebiet verantwortlich waren?
19.Wäre die Geschichte überhaupt in Deutschland publik geworden, wenn es Polskaweb nicht gäbe?
20.Spricht die Art und Weise, wie hier getötet worden ist, für russische Täter? Sind die Russen nicht dafür bekannt geworden, dass sie ganz individuell gemordet und als Triebtäter zu Tode vergewaltigt haben, und das sie geplündert und meistens die erschlagen haben, die sich ihnen dabei in den Weg stellten? Gibt es ein einzigstes Beispiel einer systematischen Massenexekution, bei dem die Russen ihre Opfer auf einer Stelle konzentriert , ausgezogen, umgebracht und deren Kleider eingesammelt, an eine in der Nähe liegenden Stelle geschafft hätten, um sie dort dann liegen zu lassen (zu verbuddeln)?
21.Waren die Soldaten der Roten Armee jemals an Frauen – und Kinderkleidung interessiert? Waren nicht auch in Katyn alle polnischen Leichen bekleidet und besaßen ihre persönlichen Gegenstände? Waren den Russen nicht eventuell zurückbleibende Beweisstücke völlig gleichgültig, weil sie ohnehin keine Strafe zu erwarten hatten?
22.Ist nicht der Zustand der gefundenen sterblichen Überreste der Opfer ein Beweis dafür, dass hier andere Mörder am Werk waren? Solche, die sparsam mit Munition umgingen, weil sie Kopfschüsse nur sporadisch verteilten und dem Rest der (entkräfteten?) Opfer einfach den Schädel einschlugen? Hätten nicht russische Täter ihre Kalaschnikows benutzt?
23.Kann es nicht sein, dass die Zerstörung der Knochen der Leichen nicht durch russische Panzer verursacht wurden, sondern (absichtlich?) durch poln. Bagger bei der Bergung?
24.Auch das Polskaweb stellt inzwischen die Frage: “Warum wird bei den Behörden nicht einmal diskutiert, dass die Täter eventuell keine Russen waren?”
25.Gehört es nicht zum Wissensstand, dass poln. Milizen, Banden und Hilfstruppen der Roten Armee folgten und Deutsche, die ihnen in die Hände fielen, drangsalierten, folterten, vertrieben und massenhaft ermordeten?
26.Warum befragt man nicht die damals auf deutsches Gebiet einsickernde poln. neue Bevölkerung, oder eventuell noch lebende Deutsche nach den Methoden, wie die polnische Regierung “unbesiedelte” Gebiete schuf?
27.Will der zuständige poln. Staatsanwalt, der die Akten über das Massengrab schon nach 3 Tagen schloß, das Wissen um diese Verbrechen an Deutschen unterdrücken?
28.Wollen die deutsche und die polnische Regierung das von ihnen offensichtlich bestellte Gefälligkeitsurteil des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte (EGMR) in Starssburg vom 07.10.2008 stützen, dass den Polen eine völlig weiße Weste im Zusammenhang mit den von ihnen begangenen Vertreibungsverbrechen (ethnische Säuberung) bescheingt?
29.Muß nicht der Eindruck aufkommen, dass die deutsche Regierung, die nun mehr oder weniger klammheimlich BKA-Beamte nach Marienburg schickt (Polskaweb vom 15.01.09) dies nur tut, weil ihr der Presserummel über das in Marienburg begangene Völkerrechtsverbrechen so langsam “über den Kopf wächst?”
30.Warum hat sich bis heute das zuständige polnische Institut der Erinnerung (IPN) nicht in diese Sache eingeschaltet, fragt sogar die poln. Presse?
Man könnte die Reihe der offenen Fragen fortsetzen, aber was bringt das, wenn sich anscheinend niemand für ihre Beantwortung interessiert?
C.Pichlo
Christel von Husen-Gollnick
24. Januar 2009 @ 11:30
Werte Damen und Herren, bitte teilen Sie mir mit, wie ich dieses
Dokument ausdrucken oder wo ich ein Exemplar beziehen kann ?
Mit bestem Dank im voraus
Christel von Husen, 24.I.2009