Forum › Historisches Ostdeutschland (in den Grenzen von 1937) › Schlesien › Volksabstimmung in Oberschlesien
Schlagwörter: Frankreich, Oberschlesien, Polen
- Dieses Thema hat 4 Antworten sowie 4 Teilnehmer und wurde zuletzt vor von Kautschuk aktualisiert.
-
AutorBeiträge
-
5. Januar 2010 um 00:47 Uhr #2837Richard
Der französische Wissenschaftler Prof. Dr. Rene Martel schreibt in seinem 1930 in Paris erschienenen Buch “Les frontieres orientales de l’Allemagne”:
“Am 2. Mai brach der von Korfanty aufgezogene dritte Aufstand in Oberschlesien aus. Es begann eine entsetzliche Schreckensherrschaft. Die Mordtaten vervielfachten sich. Die Deutschen wurden gemartert, verstümmelt, zu Tode gepeinigt, ihre Leichen geschändet. Dörfer und Schlösser wurden ausgeraubt, in Brand gesteckt, in die Luft gesprengt.”
(Quelle: Bolko Frhr. v. Richthofen, Auslandsstimmen zur oberschlesischen Volksabstimmung, Schriftenreihe: Oberschlesische Studienhilfe e.V., 15, Oberschlesischer Heimatverl. Augsburg, 1961. Zitiert nach: ders., Die polnische Legende. Teil 2. Polens Marsch zum Meer. Zwei Jahrhunderte Teilungen und Expansion. Arndt-Verlag, Kiel, 2001, S. 160.)
Hier noch ein Bericht des 1975 nach England gegangenen polnischen Publizisten Tadeusz Szafar:
“Korfanty verhängte sogar die Todesstrafe für Streikagitation, führte Standgerichte ein, die nur Todesurteile fällten, vollstreckt nach drei Stunden. Wahnwitzige Gendarmerie und rasende Kampfgruppen erlaubten sich reihenweise Meuchelmorde an revolutionären Funktionären, hielten Arbeiter gefangen und folterten sie, entführten Arbeiter aus Oberschlesien in polnische Konzentrationslager.” (Quelle: Ebd, S. 160f.)
Hier noch eine Rede des englischen Premierministers Lloyd George vom 13. Mai 1921:
“Von einem geschichtskundlichen Standpunkt aus hat Polen überhaupt keinen Anspruch auf Oberschlesien … Der polnische Aufstand ist eine Provokation gegen den Versailler Vertrag, der die Magna Charta der Freiheit Polens bildet. Polen ist das letzte Land, das ein Recht hätte, den Versailler Vertrag zu beklagen. Es hat ihn nicht durch Kämpfen erreicht. Polen hat seine Freiheit nicht erobert. … Es verdankt seine Freiheit nur Frankreich und England.” (Quelle: Ebd, S. 160)
Hier noch ein Abschnitt aus einem Buch (“Der polnische Korridor und seine Folgen”) des einstigen Hauptschriftleiters der Londoner Zeitung “Daily Cronicle”, Sir Robert Donalds, der Lloyd George nahestand:
“Der vollständige Bericht über diese Grausamkeiten ist noch nicht an die Öffentlichkeit gekommen, aber die unmittelbaren Zeugnisse, die vorhanden sind, sind überwältigend. Sir Harold Percival und Sir Harold Stuart, die abwechselnd Leiter der britischen Kommission waren, haben die Schandtaten bezeugt und die Provokationsverhältnisse, die sie umgaben. Prof. Toynbee, der der Oberschlesischen Kommission beigegeben war, stellte fest, dass der polnische Terrorismus seinen Höhepunkt am Tage vor der Volksabstimmung erreichte:
‘Den Abstimmern aus anderen Teilen Deutschlands wurde häufig der Zutritt zu den Wahlurnen verweigert, manchmal wurden sie misshandelt oder gar ermordet und Häuser, in denen Abstimmungsberechtigte untergebracht waren, wurden angezündet. Korfanty errichtete eine gut organisierte polnische Streitmacht, die Waffen und Verstärkung aus Polen erhielt und auch, wie jetzt bekannt ist, passive Unterstützung von seiten der französischen Behörden. Die Ankunft von mehr alliierten Truppen, einschließlich von britischen, zerstreute die Korfanty-Insurgenten, aber sie verwandelten sich in Partisanen, die das Land plünderten und viele verteidigungslose Deutsche folterten und ermordeten.'” (Quelle: Ebd, S. 164)11. Januar 2010 um 19:17 Uhr #2881Frodo“Le conflit de la Haute-Silésie (1921)
À la fin de la Première Guerre mondiale, les communautés polonaise et allemande de Haute-Silésie – région située entre les deux pays – entrèrent en conflit sur la question de leur futur statut. Cette situation conduisit le CICR à intervenir en qualité d’intermédiaire neutre, et ce, en dépit de l’absence de cadre juridique.
[…]
Pour alléger la situation difficile des civils allemands qui n’avaient pas accès aux distributions de vivres, les délégués du CICR assurèrent l’évacuation par trains spéciaux des femmes et des enfants, ainsi que des malades et des personnes âgées.”
http://www.icrc.org/web/fre/sitefre0.nsf/html/697MBJ
Übersetzung:
“Der Konflikt in Oberschlesien (1921)
Zum Ende des Ersten Weltkriegs kamen die polnischen und deutschen Gemeinschaften in Oberschlesien – eine Region, die zwischen beiden Ländern gelegen ist – in Konflikt über die Frage über ihr zukünftiges Statut. Diese Situation führte das CICR (Comité international de la Croix-Rouge, Internationale Kommitee des Roten Kreuz) zur Intervenierung in Form eines neutralen Vermittlers, und das trotz Abwesenheit eines rechtlichen Rahmens.
[…]
Um die schwierige Situation der deutschen Zivilisten zu erleichtern, die keinen Zugang zur Lebensmittelverteilung hatten, sicherten die Delegierten des CICR die Evakuierung per Spezialzüge von Frauen und Kindern, ebenso wie von kranken und alten Personen.”
Nur den deutschen Zivilisten war der Zugang zu den Lebensmitteln in Oberschlesien zur Zeit der Volksabstimmung gemäß diesem Rot-Kreuz-Bericht verwehrt.
12. Januar 2010 um 00:41 Uhr #2882FrodoAuf einer italienischen Seite zu Studien des Internationalen Rechts habe ich folgendes gefunden:
In seguito all’esito sfavorevole per la Polonia del plebiscito svoltosi in Alta Slesia il 20 marzo 1921 [1] , i polacchi residenti nella regione insorgevano sotto la guida di Korfanty, e causavano varie perdite alle truppe alleate della Commissione di plebiscito insediata a Oppeln dai Governi alleati. La Conferenza degli Ambasciatori discuteva la difficile situazione determinatasi nella zona, dove sembrava imminente un conflitto fra tedeschi e polacchi. Nella seduta del 7 maggio 1921, il Delegato italiano, Bonin Longare, cosଠcommentava le notizie provenienti dall’Alta Slesia:
Übersetzung:
Infolge des für Polen ungüstigen Ausgangs der Volksabstimmung, der in Oberschlesien am 20. März 1921 stattfand, erhoben sich die polnischen Einwohner der Region unter der Führung Korfantys, und verursachten zahlreiche Verluste den alliierten Truppen der Abstimmungskommission, die von den alliierten Regierungen in Oppeln eingesetzt worden war. Die Botschafter-Konferenz diskutierte die schwierige Situation, die sich in der Region entwickelt hatte, wo ein Konflikt zwischen den Deutschen und den Polen bevorzustehen schien. In der Sitzung vom 7. Mai 1921, kommentierete der italienische Delegierte, Bonin Longare, die Neuigkeiten aus Oberschlesien so:
Er sagt, dass die Italiener 19 Tote, darunter ein Offizier, hätten.
Je ne sais pas quelles sont les pertes des troupes françaises: quant à nous, nous avons eu 19 morts dont un officier.
Außerdem sagt er, dass es am 16. März (also vier Tage vor der Abstimmung) eine ähnliche Situation gegeben hätte. Da hätten sie die deutsche Regierung ermahnt, dass die Ordnung alleine von den alliierten Truppen aufrecht erhalten würde. Da leider alle Untersuchungen übereinstimmend ergeben hätten, dass die Unruhen von der anderen Seite gekommen seien, hält er es für notwendig, dass die Botschafter-Konferenz diesmal die polnische Regierung ermahnt :
Si je ne me trompe, dans la séance du 16 Mars, une situation analogue nous avait été signalée des deux côtés. […] A cette occasion, nous avons fait au Gouvernement allemand une recommandation très vive et très pressante en lui rappelant que l’ordre doit être maintenu exclusivement par les troupes interalliées. Comme malheureusement, tous les renseignements concordent pour démontrer que les désordres viennent de l’autre côté, je crois nécessaire que la Conférence des Ambassadeurs recommande vivement au Gouvernement polonais d’employer toute l’autorité, toute la force et les moyens dont il dispose pour empêcher la continuation d’un pareil état de choses et pour arrêter complètement, autant qu’il est possible, ce mouvement que nous ne pouvons tous que déplorer. (Conferenza Ambasciatori, CA 118, Parigi, 7 maggio 1921, ASE, CPV, 299)
In der an die polnische Regierung gesandte Note heißt es, dass die alliierten Regierungen die Erklärung zur Kenntnis genommen hätten, dass die polnische Regierung die Aufstandsbewegung in Oberschlesien missbillige und alle ihr zur Verfügung stehenden Maßnahmen ergriffen hätte, den Kampf unter Kontrolle zu bringen und zu beenden. Diese Erklärung sei umso notwendiger gewesen, da, wenn auch die polnische Regierung, wie sie versichere, keinen aktiven Anteil an dem Aufstand in Oberschlesien gehabt hätte, doch bestimmte bekannte Fakten darin resultierten, dass sie nicht gänzlich ihre Verpflichtung erfüllt hätten, alle in ihrer Macht liegenden Maßnahmen zu ergreifen, um die Verwirklichung dieser Aufstandversuche zu verhindern. Auf diese Weise hätten die Aufständischen eine reichliche Menge an Waffen und Munition aus Polen in ihrem Besitz gehabt. Dies impliziert entweder eine Komplizenschaft oder doch zumindest einen schwerwiegenden Aufsichtsmangel auf Seiten der polnischen Autoritäten, insbesondere weil die Botschafterkonferenz am letzten 9. September die Aufmerksamkeit der polnischen Regierung auf diesen Punkt gelenkt hatte.
Les Gouvernements alliés ont pris acte de la déclaration par laquelle le Gouvernement polonais désapprouve le mouvement insurrectionnel de Haute-Silésie et annonce qu’il a pris toutes mesures à sa disposition pour s’efforcer d’enrayer et de faire cesser la lutte. Cette déclaration était d’autant plus nécessaire que, si le Gouvernement polonais, comme il l’affirme, n’a pas pris une part directe et active au soulèvement de Haute-Silésie, il résulte de certains faits connus qu’il n’a pas entièrement satisfait à l’obligation qui lui incombait de prende toutes les mesures en son pouvoir pour empêcher la réalisation de cette tentative insurrectionnelle. C’est ainsi que les insurgés ont eu en leur possession une abondante quantité d’armes et de munitions provenant de Pologne, ce qui implique la complicité, ou tout au moins un grave défaut de surveillance de la part des autorités polonaises, et cela bien que la Conférence des Ambassadeurs eût spécialement attiré sur ce point, le 9 Septembre dernier, l’attention du Gouvernement polonais.
Außerdem habe man die Anwesenheit von zahlreichen uniformierten Individuen aus Polen bei den Aufständischen festgestellt.
De même, on a constaté la présence parmi les insurgés d’individus venus du territoire de la République, et dont plusieurs étaient en uniforme.
Die alliierten Regierungen weisen die polnische Regierung darauf hin, dass Korfanty die Polen in Oberschlesien dazu aufgefordert habe, gewaltsam Widerstand zu leisten, sollte die Entscheidung der Mächte nicht zu ihrer Zufriedenheit ausfallen. Die alliierten Regierungen würden die polnische Regierung, die den Versailler Vertrag unterschrieben habe, auffordern, sich für die Respektierung dieser Entscheidung einzusetzen…
Les Gouvernements alliés attirent notamment l’attention du Gouvernement polonais sur la proclamation de M. Korfanty qui invite les Hauts-Silésiens polonais à résister par la force le cas o๠la décision éventuelle des Puissances ne serait pas de nature à les satisfaire. Les gouvernements alliés rappelent au Gouvernement polonais qu’en signant le Traité de Versailles, il s’est engagé à respecter cette décision.
5. März 2011 um 08:56 Uhr #2901Human Rights@Frodo wrote:
Die alliierten Regierungen weisen die polnische Regierung darauf hin, dass Korfanty die Polen in Oberschlesien dazu aufgefordert habe, gewaltsam Widerstand zu leisten, sollte die Entscheidung der Mächte nicht zu ihrer Zufriedenheit ausfallen. Die alliierten Regierungen würden die polnische Regierung, die den Versailler Vertrag unterschrieben habe, auffordern, sich für die Respektierung dieser Entscheidung einzusetzen.
Ein klarer und objektiver Beweis, dass Korfanty ein Terrorist war, der mit Gewalt vollendete Tatsachen schaffen wollte.
6. März 2011 um 07:52 Uhr #3557KautschukOftmals wird so getan, wie wenn “auf beiden Seiten” Unrecht geschehen wäre, d.h. nicht nur von polnischer, sondern auch von deutscher Seite. Dabei werden meist die “deutschen Freikorps” genannt. Tatsache ist jedoch, dass Polen keinerlei (!) Recht hatte, sich gewaltsam Oberschlesien bzw. Teile davon anzueignen (was übrigens für alle Gebiete gilt, die Polen sich nach Ende des 1. Weltkriegs mehr oder weniger gewaltsam aneignete). Also: Polen war/waren der/die Aggressor(en), unterstützt vor allem von französischer Seite. Frankreich wollte Deutschland (Preußen) nach dem 1. Weltkrieg schwächen – in verbrecherischer Weise (d.h. gegen die Menschenrechte und das Völkerrecht). Das wurde dann vor allem deutlich, als sich die klare Mehrheit der Abstimmungsberechtigten in Oberschlesien (das waren ja nicht alle Oberschlesier, sondern nur die, von denen man erwartete, dass sie sich für Polen entscheiden würden) sich für Deutschland entschieden hatte. Das wollten Polen und Frankreich nicht akzeptieren und Deutschland wurde gewaltsam (und unter Androhung von noch mehr Gewalt) dazu gezwungen, Ostoberschlesien und das zweitgrößte deutsche Industrierevier an den neu entstandenen polnischen Staat abzutreten.
-
AutorBeiträge
- Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.