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31. März 2012 um 06:15 Uhr #2872Richard
Bei seinem Besuch in Polen am 26./27. März nannte der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck Polen das “Land der Freiheit”:
http://www.welt.de/politik/ausland/article13949299/High-Noon-Ueberraschungsgeschenk-fuer-Gauck.html
Diese Aussage darf man durchaus kritisch betrachten und es stellt sich die Frage, was Gauck bzw. was Polen unter “Freiheit” verstehen… Verstehen sie darunter auch die Freiheit der deutschen Heimatvertriebenen bzw. ihrer Nachfahren, sich geraubtes Hab und Gut zurückzuholen bzw. Grundstücke, Entschädigungen etc. einzuklagen? Verschiedenste Freiheits-, Bürger- und Menschenrechte beinhalten das “Recht auf Heimat” bzw. das “Recht auf Eigentum” etc. – Polen respektiert bis heute nicht dieses entscheidenden Menschen- und Freiheitsrechte.Beim Betrachten der polnischen Geschichte vor allem zu Beginn des 20. Jahrhunderts und schließlich nach dem 2. WK drängt sich also der Eindruck auf, dass Polen lediglich ein egoistisch-nationalistisches Verständnis von Freiheit besitzt und der neue deutsche Bundespräsident sich einfach nur einschmeicheln möchte, um das mal vorsichtig und höflich auszudrücken.
In einem Interview mit der polnischen Tageszeitung “Gazeta Wyborcza” anlässlich seines Antrittsbesuchs in Polen antwortet Joachim Gauck auf eine Frage nach den “Eigentumsansprüchen der Vertriebenen”:
Am wenigsten kontrovers ist das von Ihnen angesprochene Problem der Eigentumsansprüche. Nur wenige Einzelpersonen stellen Eigentumsansprüche. Für die große Mehrheit der Deutschen ist das überhaupt kein Thema. Über andere Punkte, die Sie ansprechen, wird in der Tat diskutiert – zum Teil auch kontrovers.
http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Joachim-Gauck/Interviews/2012/03/120326-Antrittsbesuch-Polen.htmlMit anderen Worten: Auch der neue deutsche Bundespräsident Joachim Gauck wird sich nicht für die elementarsten Menschenrechte einiger Bürger seines eigenen Landes einsetzen. Diese Menschen haben keine Lobby und bekommen sozusagen noch von ihrem eigenen Bundespräsidenten einen Tritt in den Hintern, wo doch eigentlich die Bundesrepublik Deutschland die Verpflichtung hätte, sich auch für die (Freiheits-) Rechte der eigenen Bürger einzusetzen.
Man mag Polen noch so sehr als das “europäische Land der Freiheit” über den Klee loben. Daraus zu lernen würde aber bedeuten, sich für die Rechte insbesondere der Bürger (des eigenen Landes) einzusetzen, die keine Lobby haben und deren persönlichen Schicksale viele am liebsten auf dem Müllhaufen der Geschichte entsorgen möchten…31. März 2012 um 08:05 Uhr #2945Frodo@Richard wrote:
Mit anderen Worten: Auch der neue deutsche Bundespräsident Joachim Gauck wird sich nicht für die elementarsten Menschenrechte einiger Bürger seines eigenen Landes einsetzen. Diese Menschen haben keine Lobby und bekommen sozusagen noch von ihrem eigenen Bundespräsidenten einen Tritt in den Hintern, wo doch eigentlich die Bundesrepublik Deutschland die Verpflichtung hätte, sich auch für die (Freiheits-) Rechte der eigenen Bürger einzusetzen.
Hallo Richard, ich glaube das mit dem “Tritt in den Hintern” ist etwas übertrieben. Unser neuer Bundespräsident betrachtet die deutsche Geschichte durchaus differenziert. So steht z.B. auf der Internetseite von “Erzwungene Wege” ein guter Artikel, in dem Gauck u.a. sagt:
Es ist eben keine automatische Folge des verbrecherischen Angriffskrieges, dass Millionen vertrieben wurden. Die westlichen Demokratien verhielten sich deutlich anders, sie ließen z. B. die Saarländer in der Heimat wohnen und respektierten zehn Jahre nach Kriegsende den Wunsch der Menschen, zu Deutschland zu gehören.
http://erzwungenewege.z-g-v.de/ausstellung/reden/gauck.htmAuch folgendes Interview mit dem Deutschlandfunk hat es in sich. Darin sagt Gauck:
Die übergroße Mehrzahl der Menschen, die in Deutschland leben, ist ja nicht Schuld an diesen schrecklichen Gräueln. […] Es gibt Menschen; die haben für die Nazi-Verbrechen mehr bezahlt als die Menschen in Nordrhein-Westfalen oder Niedersachsen. Das sind die Schlesier und die Pommern und die Ostpreußen, die alles verloren haben. Viele von uns anderen Deutschen haben manches verloren. Die haben dann ihre ganze Heimat verloren…
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/537543/ -
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