Forum › Aktuelles › Entschädigungen › Entschädigung für die Heimatvertriebenen
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17. März 2011 um 07:12 Uhr #2847Human Rights
In dem SPIEGEL Spezialheft Nr.1 / 2011 “Geschichte. Die Deutschen im Osten. Auf den Spuren einer verlorenen Zeit” wird der promovierte Historiker Andreas Kossert interviewt. Kossert, dessen Großeltern aus Ostpreußen stammen, arbeitet seit Anfang 2010 als wissenschaftlicher Referent bei der Stiftung “Flucht, Vertreibung, Versöhnung”.
Auf die letzte SPIEGEL-Frage im Interview, wem Ostpreußen gehöre, antwortet Andreas Kossert: “Es gehört natürlich den Menschen, die heute dort leben.”
So einfach könnte es sich doch die Rechtssprechung auch machen! 🙄
Auf die Frage, wem das gestohlene Auto denn nun gehöre, könnte ein Richter antworten: “Es gehört natürlich dem Menschen, der jetzt damit fährt.” oder auf die Frage, wem die gestohlene Kamera denn nun gehöre? – “Sie gehört natürlich demjenigen, der jetzt damit fotografiert…” Wem gehört das gestohlene Geld? – Natürlich demjenigen, der es jetzt in seinem Geldbeutel trägt und sich damit ein schönes Leben macht…Ist es nicht verwirrend welches Signal an die Gesellschaft vermittelt wird: Diebstahl und der Bruch von Menschenrechten und Völkerrecht lohnt sich!?
Rassistisch wird das alles, wenn solche Aussagen nur auf Deutsche angewendet werden.20. März 2011 um 07:27 Uhr #2906KautschukIch habe mir mal den Artikel “Hitlers letzte Opfer” von dem SPIEGEL-Redakteur Norbert F. Pötzl durchgelesen (S. 118ff).
Entlarvend ist, dass er in Bezug auf das historische Ostdeutschland von den “Siedlungsgebieten” spricht – und dies nahezu in einem Atemzug mit den unter Hitler umgesiedelten “Volksdeutschen”. Hier wird verwischt, dass Schlesien, Pommern oder Ostpreußen seit Jahrhunderten genauso “deutsch” waren, wie Württemberg oder Bayern – vielleicht sogar “deutscher”, wenn man bedenkt, dass letztere ja unter “Napoleons Gnaden” sich gegen die alte Reichsstruktur gewendet hatten. (Weiteres Beispiel: Im Ruhrpott gab es mehr Polen als in Schlesien.)
Pötzl differenziert dann auch nicht zwischen dem historischen Ostdeutschland und Polen. Die ostdeutschen Heimatvertriebenen klassifziert er kurzerhand als die “vertriebenen Deutschen aus Polen”. Gerade wenn er wirklich aufzeigen wollte, wie historisch absurd der Dünkel und die Vorbehalte mancher Westdeutschen gegenüber ihren heimatvertriebenen ostdeutschen Brüdern und Schwestern war, hätte er hier deutlicher differenzieren müssen.
Fragwürdig ist auch die Formulierung, dass die Heimatvertriebenen “nicht häufiger an den Verbrechen der Nazis beteiligt waren, als der Durchschnitt der weiter westlich lebenden Menschen”. Tatsache ist nämlich, dass die Führungselite der Nazis alleine aus Westdeutschen bestand. Solche Fakten werden von so Leuten wie Pötzl natürlich gerne ignoriert.
Gerne wird behauptet, dass die Abtrennung Ostdeutschlands dem “selbstverschuldeten Weltkrieg” (Günter Grass) zu verdanken sei… Nicht bedacht wird jedoch bei solchen Äußerungen, dass diese ein ähnliches totalitäres Denken offenbaren wie es Hitler eigen war – allerdings nunmehr mit einer selbstzerstörerischen Komponente. Rechtsstaatliche Demokraten müssen einer solchen das Völkerrecht ignorierenden und konterkarierenden Rechtsauffassung auf jeden Fall Widerstand entgegensetzen.
20. März 2011 um 20:48 Uhr #2907Human RightsHallo Kautschuk,
zwar sind im Beitrag von Norbert Pötzel zahlreiche tendenziöse Behauptungen enthalten, die wohl zum Ziel haben, die deutschen Heimatvertriebenen, oder zumindest ihre offiziellen Vertreter “in die rechte Ecke” zu platzieren, doch finde ich den Abschnitt über fragwürdige Formulierungen der Charta der Heimatvertriebenen ganz interessant. Die Selbstdefinition der Vertriebenen als der “vom Leid dieser Zeit am schwersten Betroffenen” ordnet nämlich der Historiker Michael Schwartz in den sozialen Kontext zu Beginn der 50er Jahre ein. Damals rangierten eben die Heimatvertriebenen offenbar “am Ende der Opferskala”. Sie sollen auch von der Währungsreform 1948 (“Wirtschaftswunder”) benachteiligt worden sein. Beim sog. “Lastenausgleichsgesetz” (1952) hat Pötzel den Mut deutlich zu machen, dass diese “Entschädigungen” ledliglich Starthilfen darstellten – “mehr aber nicht”…
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