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12. Oktober 2009 um 23:30 Uhr #2834Frodo
An drei Sendeterminen strahlt der Westdeutsche Rundfunk (WDR) die Doku-Reihe “Als der Osten noch Heimat war” aus:
Mo, 5. Okt – 23:15 – Pommern
Mo, 12. Okt – 23:15 – Schlesien
Mo, 19. Okt – 23:15 – Westpreußen(Vgl. http://www.wdr.de/programmvorschau/programDateDateSender.jsp?programmeId=10;dayOffset=14
Zu dieser Sendereihe heißt es in der Filmbeschreibung:
ALS DER OSTEN NOCH HEIMAT WAR
Dreiteilige Dokumentation von Gerald Endres, Ute Bönnen, Hans-Dieter Rutsch und Ulla Lachauer
Große Teile des heutigen Westpolen waren in der Vergangenheit deutsche Regionen: Pommern und Schlesien gehörten bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs zum Deutschen Reich, Westpreußen wurde nach dem Ersten Weltkrieg polnisch, behielt aber eine deutsche Minderheit. Als 1945/1946 durch Flucht und Vertreibung und durch die Beschlüsse der Potsdamer Konferenz diese deutschen und ehemals deutschen Ostgebiete verlorengingen, endete eine lange Geschichte von Siedlung und Zusammenleben.
Wenn Menschen, die in Westpreußen, Pommern oder Schlesien aufgewachsen sind, an die Welt von früher denken, sehen sie höchst unterschiedliche Bilder vor sich. Es sind Landschaften an der Weichsel und an der Oder, Alleen und Feldwege nahe der Ostseeküste, die Silhouette der Hochöfen in Kattowitz oder der Dom von Breslau, die Festung von Graudenz oder der Marktplatz von Stolp. An all diesen Orten hatten schon viele Generationen von Deutschen gelebt, sie waren dort lange und fest verwurzelt. Die Landschaften ihrer Heimat lagen östlich von Oder und Neiße, hatten aber ansonsten wenig miteinander zu tun, und nichts deutete darauf hin, dass sie eines fernen Tages in einem Atemzug als Beispiele für ein besonders dramatisches Kapitel der europäischen Geschichte genannt werden würden. Wenn die Deutschen aus Pommern, Schlesien oder Westpreußen heute die Orte ihrer Heimat besuchen wollen, reisen sie nach Polen, nach Wroclaw, Katowice, Grudziadz und Slupsk, und sie reisen an die Stätten einer Vergangenheit, über die sowohl in Deutschland als auch in Polen mehr geschwiegen als gesprochen worden ist. Es geht um eine Geschichte, die weder in Deutschland noch in Polen präsent ist, über die es über die Grenzen hinweg wenig Dialog und kaum Verständigung gibt – obwohl sie mehr als sechzig Jahre zurückliegt.
Die Dokumentationsreihe “Als der Osten noch Heimat war” will diesen weißen Fleck mit Farbe füllen, mit konkreten Geschichten aus dem Alltag zwischen dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Beginn von Flucht und Vertreibung. Wie sah das Leben jenseits von Oder und Neiße wirklich aus? Was nahm man von den politischen Entwicklungen wahr, wie wirkte sich der Nationalsozialismus aus, wie der Kriegsbeginn? Jenseits von Folklore und idyllischen Landschaftsbildern erzählt die Reihe ein unbekanntes und verdrängtes Kapitel deutscher und europäischer Geschichte.”
12. Oktober 2009 um 23:40 Uhr #2878FrodoDie offizielle Beschreibung zu der Dokumentation “Schlesien” am 12.10.2009 lautet:
Schlesien – Ein Film von Hans-Dieter Rutsch
Schlesien, das seit Jahrhunderten nacheinander von Polen, Böhmen, Habsburgern und Preußen beherrschte Gebiet, hatte nach dem Ersten Weltkrieg eine besonders bewegte Geschichte. Der neu gegründete Staat Polen erhob Ansprüche vor allem auf das oberschlesische Industriegebiet. Die im Friedensvertrag beschlossenen Abstimmungen über die Zugehörigkeit Oberschlesiens bescherten der Region eine Teilung und erbitterte Auseinandersetzungen über die Rechtmäßigkeit der Ergebnisse. Dabei hatte die Bevölkerung sich seit Jahrzehnten ziemlich erfolgreich dagegen gewehrt, national vereinnahmt zu werden. Gegen den Anspruch, sich als “deutsch” oder “polnisch” zu bekennen, setzten sie ihr Verständnis als Schlesier. Nach 1920 wurden die deutsche Minderheit im polnischen Teil und die polnische Minderheit im deutschen Teil zum Spielball nationalistischer Fehden, mit dramatischen Auswirkungen auf einzelne Lebenswege. Während im überwiegend deutsch besiedelten Niederschlesien, an den Ufern der Oder und im Schatten des Riesengebirges, in Breslau und Hirschberg, das Leben fast bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges ruhig und idyllisch blieb, wurde überall an den “Nahtstellen” zwischen deutschen und polnischen Regionen klar, dass es nicht bei einer friedlichen Nachbarschaft bleiben sollte.
Wie diese Situation das Leben und den Alltag geprägt hat, davon erzählt diese Dokumentation anhand sehr persönlicher Erinnerungen von Deutschen und Polen.
Redaktion: Beate Schlanstein
21. Januar 2010 um 08:49 Uhr #2883FrodoAm Dienstag, 19.01.2010 strahlte PHOENIX um 20:15 Uhr dieselbe Sendung aus:
Als der Osten noch Heimat war (2/3) – Schlesien
(Ein Film von Hans-Dieter Rutsch)
http://www.phoenix.de/content/phoenix/die_sendungen/als_der_osten_noch_heimat_war_%282_3%29/282641?datum=2010-01-19In einem Leserbrief hat Potsblits an PHOENIX geschrieben:
Das Gebiet, das später Schlesien wurde, hatte zunächst zu Böhmen gehört. Von daher ist Ihre eingangs genannte Reihenfolge “Polen, Böhmen, Habsburg, Preußen” irreführend.
Schlesien war jahrhundertelang eine deutsche Provinz wie auch Württemberg (hier herrschten auch teilweise die Habsburger), Baden oder das Saarland. Von Polen war es auf jeden Fall durch eine der stabilsten Grenzen Europas rund 700 Jahre lang getrennt.
Würden Sie heutzutage vom “überwiegend deutsch besiedelten Deutschland” sprechen? Wieviele der Niederschlesier hatten keinen deutschen Pass? Waren nur zwei Drittel (freiwillige) deutsche Staatsbürger? Dann würde ich Ihrer Beschreibung zustimmen. M.E. war Niederschlesien – verglichen mit dem heutigen Deutschland – “rein deutsch”.
In Oberschlesien ergab die Volksabstimmung 1921, dass 60% der Abstimmungsberechtigten für den Verbleib bei Deutschland stimmten. Dazu muss man wissen, dass von den alliierten Siegermächten nur die als doppelsprachig geltenden Gebiete Oberschlesiens zur Abstimmung zugelassen wurden. Zudem wurden diese Abstimmungen unter starken anti-deutschen Repressalien durchgeführt.
Das alles wird heute geflissentlich verschwiegen.
So interessant und teilweise lehrreich Ihre Sendung auch war, ich habe dennoch einige historische “Patzer” feststellen müssen.
Z.B. auch die Behauptung, dass durch die Beschlüsse der Potsdamer Konferenz ganz Schlesien an Polen hatte abgetreten werden müssen.
Sie, bzw. die für den Film Verantwortlichen, bekommen von mir EUR 1.000.000,- (eine Million), wenn Sie mir einen solchen Beschluss der Potsdamer Konferenz nachweisen können.
Sollten Sie jedoch im Potsdamer Protokoll den Satz lesen, “dass die endgültige Festlegung der Westgrenze Polens bis zu der Friedenskonferenz zurückgestellt werden soll”, bitte ich Sie, in künftigen Sendungen derartige Falschaussagen nicht mehr durchgehen zu lassen!
Zudem würde ich mir wünschen, dass Phoenix, als deutscher TV-Sender, deutlich macht, dass Gebietsabtrennungen und Vertreibungen von Zivilbevölkerung infolge von Kriegen bereits seit 1907 (Haager Landkriegsordnung) völkerrechts- und menschenrechtswidrig waren.
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