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Ich habe mir mal den Artikel „Hitlers letzte Opfer“ von dem SPIEGEL-Redakteur Norbert F. Pötzl durchgelesen (S. 118ff).
Entlarvend ist, dass er in Bezug auf das historische Ostdeutschland von den „Siedlungsgebieten“ spricht – und dies nahezu in einem Atemzug mit den unter Hitler umgesiedelten „Volksdeutschen“. Hier wird verwischt, dass Schlesien, Pommern oder Ostpreußen seit Jahrhunderten genauso „deutsch“ waren, wie Württemberg oder Bayern – vielleicht sogar „deutscher“, wenn man bedenkt, dass letztere ja unter „Napoleons Gnaden“ sich gegen die alte Reichsstruktur gewendet hatten. (Weiteres Beispiel: Im Ruhrpott gab es mehr Polen als in Schlesien.)
Pötzl differenziert dann auch nicht zwischen dem historischen Ostdeutschland und Polen. Die ostdeutschen Heimatvertriebenen klassifziert er kurzerhand als die „vertriebenen Deutschen aus Polen“. Gerade wenn er wirklich aufzeigen wollte, wie historisch absurd der Dünkel und die Vorbehalte mancher Westdeutschen gegenüber ihren heimatvertriebenen ostdeutschen Brüdern und Schwestern war, hätte er hier deutlicher differenzieren müssen.
Fragwürdig ist auch die Formulierung, dass die Heimatvertriebenen „nicht häufiger an den Verbrechen der Nazis beteiligt waren, als der Durchschnitt der weiter westlich lebenden Menschen“. Tatsache ist nämlich, dass die Führungselite der Nazis alleine aus Westdeutschen bestand. Solche Fakten werden von so Leuten wie Pötzl natürlich gerne ignoriert.
Gerne wird behauptet, dass die Abtrennung Ostdeutschlands dem „selbstverschuldeten Weltkrieg“ (Günter Grass) zu verdanken sei… Nicht bedacht wird jedoch bei solchen Äußerungen, dass diese ein ähnliches totalitäres Denken offenbaren wie es Hitler eigen war – allerdings nunmehr mit einer selbstzerstörerischen Komponente. Rechtsstaatliche Demokraten müssen einer solchen das Völkerrecht ignorierenden und konterkarierenden Rechtsauffassung auf jeden Fall Widerstand entgegensetzen.