Forum › Aktuelles › Geschichte in den Medien › Als die Deutschen weg waren › Re:Leserbrief an Westdeutschen Rundfunk
Vielen Dank, Frodo, für Deinen Beitrag!
In der von Dir verlinkten Filmbeschreibung heißt es u.a.:
1.) “Wer Schlesisch spricht – ein Gemisch aus Deutsch, Polnisch und Tschechisch – soll bleiben und einen polnischen Namen annehmen.”
Das ist nur teilweise richtig!
Schlesisch war, wie in Deutschland üblich, ein Gemisch aus deutschen (!) Mundarten. Alleine in Oberschlesien wurde neben dem deutschen Dialekt noch ein “Wasserpolnisch” gesprochen, auf das Ihre o.g. Charakterisierung zutreffen mag.
(Vgl. http://potsblits.de/unesco-tag-der-muttersprache)
2.) “Auch diese Polen sind Vertriebene, müssen ihr Hab und Gut und ihre Häuser in den jetzt sowjetischen und ehemals polnischen Gebieten zurück lassen.”
Das stimmt so nicht! Die meisten “Ost”-Polen durften sehr wohl ihr Hab und Gut mitnehmen:
“Für die Abwicklung der “Evakurierung” (seit 1945: “Repatriierung”) wurde eine sowjetisch-polnische Kommission eingesetzt. In den Verträgen wurden die Evakuierungen als “freiwillig” bezeichnet. Tatsächlich kam es aber auch zu verschiedenen Zwangsmaßnahmen. Auf jeden Fall sollten Bauern neben ihrem Vieh pro Familie 2 Tonnen Gepäck mitnehmen dürfen, Städter nur eine Tonne Gepäck. Eigentum, das zurückblieb, sollte in Verzeichnissen registriert werden. Die Betroffenen sollten damit Anspruch auf Entschädigung erhalten.”
(Vgl. https://potsdamer-konferenz.de/vertreibung/ostpolen-ab-1939.php)
Unter der Überschrift “Zwischen alter und neuer Heimat: Die Lemberger in Breslau” heißt es auf folgender Seite:
“Auf dem Ring steht ein Denkmal des Dichters Alexander Fredro, das einst in Lemberg stand und nach dem Krieg nach Breslau transportiert wurde. Ebenso aus Lemberg stammen das Panorama von Racławice und die Sammlungen des Ossolineum, einst die größte Bibliothek Polens, die heute in Breslau zu wichtigen Kulturgütern zählen.”
(Vgl. http://oral-history.euv-ffo.de/breslau/html/Zwischen%20alter%20und%20neuer%20Heimat%20Die%20Lemberger%20in%20Breslau.html)
Wenn die Polen tatsächlich “von der sowjetischen Staatsmacht aus der Ukraine gejagt” wurden und ihr Hab und Gut hatten zurücklassen müssen – wie die Filmbeschreibung suggeriert – wie kommt das alles dann nach Breslau? Im Handgepäck?