Forum › Potsdamer Konferenz › Geschichte › Orderly and Humane › Re:Kollektivierungsfalle
Hallo zusammen,
ich habe mir die von Richard genannte Studie von Ray M. Douglas besorgt.
Hier ein paar “Kostproben”. In der Einleitung auf Seite 14 schreibt Douglas, dass zum einen in Deutschland die Geschichte der Vertreibungen zu wenig bekannt sei, dass sie aber auch zum anderen für den Rest der Welt bis heute das am besten gehütete Geheimnis des Zweiten Weltkriegs sei. Er sage das “ohne Übertreibung”, denn an westeuropäischen und nordamerikanischen Universitäten würde die überwiegende Mehrheit der Studenten selbst in Fächern wie Neuere Geschichte Europas, Internationale Beziehungen und Politologie ihr Studium abschließen, “ohne je etwas von einer der schlimmsten menschengemachten Katastrophe gehört zu haben”. Sie würde den blutigen Zerfall Jugoslawiens in den neunziger Jahren weit übertreffen…
Auf Seite 15 meint Douglas dann, dass auf lange Sicht die Weigerung nicht aufrechtzuerhalten sei, sich mit den Vertreibungen und ihrer Bedeutung nicht nur für die europäische Geschichte, sondern auch für unsere heutige Welt auseinanderzusetzen…
Andererseits versucht auch Douglas eine “politisch korrekte” Position einzunehmen, indem er auf Seite 17 betont:
Was immer nach dem Krieg geschah, lässt sich nicht mit den Gräueltaten gleichsetzen, die vorher von Deutschen begangen wurden, und Behauptungen des Gegenteils – darunter denen von manchen Vertriebenen – sind moralisch wie historisch unangemessen. Nichts, was ich in diesem Buch geschrieben habe, sollte etwas anderes suggerieren.
Mit diesem politisch korrekten, vorauseilenden Gehorsam gegenüber Politik und Geschichtswissenschaft, tappt nun also auch der an der “Colgate University” im Bundesstaat New York dozierende Historiker Ray M. Douglas in die allseits beliebte Kollektivierungsfalle. D.h. auch er vergleicht die auf einer nationalen Ebene kollektivierten, individuellen (Kriegs-) Verbrechen bzw. Verbrechen gegen die Menschlichkeit von deutscher Seite und gegen Deutsche und versucht sie auf diese Weise zu rationalisieren. Eine solche Rationalisierung muss als pervers verurteilt werden, angesichts des aufgenötigten Vergleichs, was denn nun schlimmer gewesen sein mag: die grausame Vergasung einer jüdischen Frau oder die x-fache brutale Vergewaltigung einer deutschen Frau mit anschließender Kreuzigung, Folterung bis zum Tode oder “einfach nur” abschließendem Genickschuss…