Forum › Aktuelles › Bund der Vertriebenen › Gedenktag für Heimatvertriebene › Re:Deutsche Schuld 1933 – 1945?
In dem Buch “Deutsche Schuld 1933 – 1945? Die ignorierten Antworten der Zeitzeugen” (Olzog Verlag 2011) lässt der Autor, Konrad Löw, viele jüdische Zeitzeugen zu Wort kommen, deren Aussagen insgesamt deutlich machen, dass der aggressive Antisemitismus im “Dritten Reich” ein Phänomen war, welches keinen allgemeinen Widerhall in der deutschen Bevölkerung fand. Löw entzieht damit der hartnäckigen Kollektischuldthese den Boden.
Der von Dir, lieber Kautschuk, erwähnte Ralph Giordano spart in seinen späten Erinnerungen zwar nicht mit Kritik an “den Deutschen”, doch in seinen Erinnerungen an seine Schule und seine Mitschüler kommen diese ganz gut weg:
Von Antisemitismus oder persönlicher Abneigung gegen uns war in dieser Frühzeit weder in der Schüler- noch in der Lehrerschaft etwas zu spüren.
(Zitiert nach Konrad Löw, Deutsche Schuld…?, 149)
Zu antisemitischen Äußerungen oder Handlungen gegen Nichtarier sei es selten in seiner Klasse gekommen. Nur einen Vorfall habe er in Erinnerung. Selbst sein Klassenlehrer, Dr. Rösch, ein Mitglied der NSdAP schon vor 1933 hätte aber die Nichtarier in der Klasse genauso behandelt wie alle anderen auch.
Marcel Reich-Ranicki berichtet ähnliche Erfahrungen: Als seine Mutter ihn 1935 am Fichte-Gymnasium in Berlin anmeldete und Befürchtungen über Schikanierungen äußerte, weil ihr Sohn Jude und Pole sei, antwortete ihr der Schuldirektor, dass dies eine deutsche, eine preußische Schule sei, und in einer solchen sei Gerechtigkeit oberstes und selbstverständliches Prinzip. Von keinem seiner Mitschüler habe Reich-Ranicki je ein Wort gegen die Juden gehört. (Vgl. Konrad Löw, Deutsche Schuld…?, 150f)
Man kann sich vorstellen, dass Konrad Löw, der u.a. als Dozent an der Hochschule für Politik in München tätig war, sich auf vermintes Gelände begibt, wenn er versucht, die kollektiv gegen Deutsche schwingende Antisemitismuskeule zu entschärfen. Doch gibt es offenbar keine relevanten Gegendarstellungn, die auf wissenschaftliche Weise seine fundierten Untersuchungen widerlegen könnten.