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Der Historiker und Journalist Michael Sontheimer, Mitbegründer der taz (die tageszeitung), der als “letzter aufrechter Linker” 1994 seines Amtes als Chefredakteur enthoben worden war, schreibt in dem SPIEGEL-Sonderheft Nr. 1/2011, Geschichte, Die Deutschen im Osten, auf S. 108 (“Churchills Streichhölzer”):
Seit das Schengener Abkommen im Dezember 2007 auch für Polen gültig wurde, lässt sich die Grenze von Swinemünde an der Ostsee bis zum Dreiländer-Eck Deutschland-Polen-Tschechien nahezu unbemerkt überqueren – ein zu wenig gewürdigtes politisches Wunder.
Ein paar Zeilen später schreibt Sontheimer:
In der Zeit des Kalten Kriegs hatten die Kommunisten in der DDR und Polen sie [Anm.: die Oder-Neiße-Linie] zur “Friedensgrenze” erhoben; in der West-Republik stemmten sich Vertriebenenverbände und Unionspolitiker lange gegen die Aufgabe der Ansprüche auf die “deutschen Ostgebiete”.
Tatsache ist, dass auch die SPD lange Zeit eine mögliche Aufgabe des deutschen Ostens als “Verrat” tituliert hatte, bis sie dann selbst in den 60er Jahren eine verräterische Kehrtwende vollzogen. DAS ist bislang auch zu wenig “gewürdigt” worden!
Als Winston Churchill bei der ersten alliierten Konferenz in Teheran am 1.12.1943 mittels dreier Streichhölzer die “Westverschiebung Polens”, für das England ja in den Krieg gezogen war, demonstrierte und vorschlug, forderte er damit eine “Zufriedenstellung Polens auf Kosten Deutschlands”.
Dieser Vorschlag offenbart einen verbrecherischen Charakter Churchills, der, nur um das Gesicht Englands zu wahren, billigend die gewaltsame Umsiedlung von Millionen Menschen und die Zerstörung ihrer Kultur und ihres Lebens in Kauf nahm. DAS ist auch eine bislang viel zu wenig “gewürdigte” Tatsache!
Recht hat Michael Sontheimer, wenn er auf Seite 109/110 schreibt, dass zur Zeit der Potsdamer Konferenz im Juli 1945 die Kommunisten bereits vollendete Tatsachen geschaffen hatten. Entlarvend auch die Anmerkung, die Briten und Amerikaner hätten sich nicht mehr in der Lage gesehen, diese Tatsachen zu revidieren. “Die Geister, die ich rief…”
Zu wenig gewürdigt wird das Faktum, dass die Westalliierten die Glatzer Neiße als neue Grenze favorisiert hatten. Sontheimer erwähnt sie zwar, doch stellt er lediglich am Rande fest:
Mit dem Glatzer Grenzfluss würden Breslau und Teile Schlesiens weiterhin zu Deutschland gehören und nicht zu Polen.