Forum › Potsdamer Konferenz › Geschichte › Orderly and Humane › Re:Antideutsche Systemblindheit?
Ich möchte aber noch eine Bemerkung zur Wissenschaftlichkeit des Autors Ray Douglas von der Colgate University in New York machen:
Mir fällt auf, dass er meist den polonisierten Namen der (ost-) deutschen Städte und Ortschaften den Vorrang gibt. Douglas erwähnt zwar auch die ursprünglichen deutschen Namen, im Darstellungsfluss spricht er dann aber stets z.B. von Wrocław statt Breslau… Wenn Douglas (als Ire bzw. US-Amerikaner) ein Buch über das heutige Breslau bzw. Schlesien geschrieben hätte, könnte ich das ja noch verstehen. Er schreibt aber über Breslau, Schlesien etc. der Jahre 1945 und davor! Es ist anachronistisch hier nicht die deutschen Namen dieser Städte zu gebrauchen.
Auch seine Argumentation finde ich manchmal nicht besonders logisch und stringent. Manchmal relativiert Ray Douglas seine eigene Aussagen ein paar Abschnitte später, d.h. er widerspricht sich selbst. Auf Seite 63 (Kapitel: Die Volksdeutschen während des Krieges) widmet der Autor sich z.B. dem Angriffs-Vorwand Hitlers, die Volksdeutschen in Polen schützen zu müssen… D.h. zunächst spricht Douglas von „angeblichen Leiden der deutschen Minderheit“, gesteht dann aber ein paar Zeilen später ein „nicht jede dieser Geschichten“ sei frei erfunden gewesen und legt dann wiederum ein paar Zeilen später richtig los:
Etwa 8000 Deutsche wurden 1919 mehrere Monate lang in ehemaligen Kriegsgefangenenlagern inhaftiert, die meisten volksdeutschen Beamten verloren ihre Stellen, Boykotte deutscher Geschäfte waren nicht ungewöhnlich und deutsche Schulen, Vereine und Zeitungen wurden häufig von den Behörden geschlossen, die oft unter dem Druck nationalistischer Organisationen standen, die Polonisierung des Landes durch Repressionen zu vollenden. […] Im Feburar 1939 wurden deutschsprachige Zeitungen im Bezirk Poznán-Pomorze verboten, ebenso deutsche Kulturfeste, und bis zu 70 000 Volksdeutsche, deren Häuser und Höfe von der Mehrheitsbevölkerung angegriffen wurden, mussten über die Grenze fliehen.
R.M. Douglas, Ordnungsgemäße Überführung, 64.
Ganz klar, Hitler mag „größere Ziele“ gehabt haben, doch Kriege wurden auch schon wegen geringeren zwischenstaatlichen Auseinandersetzungen begonnen (die im Vergleich mit den Repressionen gegenüber den Deutschen in Polen geradezu als Lappalien erscheinen).
Mit „schlechter Übersetzung“ sind solche wissenschaftlichen Patzer meines Erachtens nicht zu erklären. Entweder unterliegt auch Ray Douglas einer gewissen antideutschen „Systemblindheit“, so dass er gar nicht merkt, dass er sich in Widersprüche verstrickt, oder das vorliegende Buch hat gar keine geschichtswissenschaftliche Zielsetzung, sondern mehr eine politische… Das möchte ich noch näher untersuchen.
Human Rights, was meinst Du dazu?