Erzwungene Wege in Stuttgart

Vom 20. Mai bis zum 30. Juni 2008 wird die Wanderaustellung “Erzwungene Wege – Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts” im Rathaus in Stuttgart zu sehen sein. Die Ausstellung möchte Ursachen, Wirkungen und Folgen der europäischen Zwangsmigrationen dokumentieren und verdeutlichen, dass Vertreibungen im 20. Jahrhundert ein gesamteuropäisches Phänomen darstellten. Ergänzt wird die Präsentation durch eine bemerkenswerte Vortragsreihe. Eintritt ist frei.

Ausstellung Erzwungene Wege
Ausstellung Erzwungene Wege

Die Wanderaustellung “Erzwungene Wege – Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts” entspricht in etwa der Ausstellung, die 2006 im Kronprinzenpalais in Berlin zu sehen war. Nach Frankfurt, München und Düsseldorf ist sie nun in Baden-Württemberg angelangt und wird dort im Rathaus der Landeshauptstadt Stuttgart vorgestellt.

Wie in der Einführung zu der Wanderausstellung „Erzwungene Wege – Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts“ zu lesen ist, haben mehr als 30 Völker Europas im 20. Jhd „als Ganzes oder in Teilen ihre Heimat verloren“. Historiker sprechen von 80 bis 100 Millionen Menschen, wobei diese Zahlen unsicher bleiben, da die Vertreiber meist keine Veranlassung sahen, die Zahl ihrer Opfer zu dokumentieren.

Rassismus, Imperialismus und die Idee des „homogenen Nationalstaats“ haben vor allem in Mitteleuropa bzw. in Ost- und Südosteuropa zu Massenvertreibungen geführt, meist im Zusammenhang mit den 1918 zerfallenden Vielvölkerstaaten. In Westeuorpa und im westlichen Nordeuropa dahingegen gab es so gut wie keine Zwangsmigrationen.

Recht auf Heimat

Die Diskussionen um das Vertreibungsverbot wie auch das Recht auf Heimat werden sowohl auf völkerrechtlicher als auch auf menschenrechtlicher Ebene geführt. Bereits seit den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts wird der Begriff „Recht auf Heimat“ in der „Academie de Droit Internationale“ in Den Haag in den Niederlanden gelehrt. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts gab es wiederholt Bemühungen, Vertreibungen völkerrechtlich zu regulieren, einzudämmen, zu unterbinden und schließlich zu verbieten.

Als wichtigste Dokumente in Bezug auf ein völkerrechtliches Vertreibungsverbot zählt die Ausstellung „Erzwungene Wege“ auf:

– Haager Landkriegsordnung, 1907
– Vertrag von Versailles, 1919 (strafrechtliche Artikel)
– Vertrag von Sèvres, 1920 (strafrechtliche Artikel)
– Potsdamer Protokoll, 1945
– Urteile der Nürnberger Prozesse, 1946
– UN-Völkermordkonvention, 9.12.1948
– UN-Menschenrechtserklärung, 10.12.1948
– die vier Genfer Rotkreuz-Konventionen, 12.8.1949
– Genfer Flüchtlingskonvention, 1951
– UN-Menschenrechtspakte, 1966
– Abkommen von Dayton, 1995
– Entschließung der UN-Menschenrechtskommission, 1998
– die Urteilsbegründungen des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag

Zu wissenschaftlicher Auseinandersetzung regen auch die Vorträge im Begleitprogramm der Ausstellung in Stuttgart an. Diese Vorträge finden in der Zeit vom 5. bis 23. Juni ebenfalls im Stuttgarter Rathaus, Marktplatz 1 im 4. Obergeschoss, Mittlerer Saal, statt. Sie dauern jeweils 45 Minuten. Weitere 45 Minuten stehen dann für die Diskussion zur Verfügung.

Themen der Vorträge sind:

Donnerstag, 05.06.2008, 18.00 Uhr – Prof. Dr. Manfred Kittel
Vertreibung oder politische Säuberung? Deutschsprachige Minderheiten in Ost und Westeuropa 1945

Donnerstag, 12.06.2008, 18.00 Uhr – Helga Hirsch
Schweres Gepäck. Psychische Folgen von Flucht und Vertreibung

Donnerstag, 19.06.2008, 18.00 Uhr – Dr. Andreas Kossert
Kalte Heimat. Die deutschen Vertriebenen nach 1945

Montag, 23.06.2008, 18.00 Uhr – Dr. Alfred Eisfeld
Das Schicksal der Deutschen aus Russland

Die Ausstellung – zahlreiche Schulklassen haben bereits ihr Interesse bekundet – wird im Stuttgarter Rathaus vom 20.05. bis 30.06.2008 zu sehen sein. Öffnungszeiten des Rathauses sind Montag bis Freitag 8.00 – 18.00 Uhr.

Quellen

  • http://erzwungenewege.z-g-v.de/einfuehrung.htm
  • http://erzwungenewege.z-g-v.de/themenraeume/recht/recht.htm
  • http://www.z-g-v.de/aktuelles/index.php3?id=804