Das Massaker von Katyn

Anfang 1940 ermordeten Einheiten des sowjetischen Innenministeriums NKWD mehrere tausend polnische Offiziere und Zivilisten. Die Nationalsozialisten versuchten dieses Verbrechen während des Zweiten Weltkrieges propagandistisch auszuschlachten. Eine dänische Dokumentation, die auf ARTE am 30. Juli 2008 ausgestrahlt wurde, betrachtet die Geschichte dieses Massakers aus einem neuen Blickwinkel. Die Filmemacherin Lisbeth Jessen macht das Ausmaß des Verbrechens deutlich, indem sie einem Opfer sein Gesicht und seine Geschichte zurückgibt.

Im Februar 1943 entdeckten deutsche Wehrmachtssoldaten, im Wald von Kozy Gory bei Katyn Massengräber mit den Leichen tausender polnischer Offiziere. Die deutsche Regierung veranstaltete direkt nach dem Fund eine öffentliche Exhumierung durch eine internationale Untersuchungskommission von zwölf namhaften Gerichtsmedizinern aus elf europäischen Staaten (Belgien, Bulgarien, Finnland, Frankreich, Italien, Kroatien, Niederlande, Rumänien, Schweden, Slowakei, Ungarn). Diese Kommission begutachtete Ende April 1943 die bereits aufgedeckten Massengräber und grub exemplarisch weitere Leichen aus dem Boden, auch um das Todesdatum zweifelsfrei festzustellen. Eine von der polnischen Exilregierung in London beantragte Untersuchungskommission durch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Genf wurde von der Sowjetunion boykottiert. Diese stritt auch lange Zeit jegliche Verantwortung für das Massaker ab und wälzten sie auf die deutschen Wehrmacht ab.

Die dänische Dokumentation aus dem Jahre 2006 betrachtet nun das ungeheuerliche Verbrechen von einer neuen Seite: 62 Jahre nach dem Massaker taucht am gerichtsmedizinischen Institut in Kopenhagen der Schädel eines der ermordeten Offiziere auf. Regisseurin Lisbeth Jessen begibt sich auf Spurensuche und findet letztendlich den Sohn des Ermordeten in Australien. Das namenlose Opfer von Katyn bekommt durch die Recherchen seine Identität zurück.

Die Dokumentation, die auf „ARTE +7“ als „Streaming-Video“ angeschaut werden kann, erzählt auch die Geschichte eines dänischen Gerichtsmediziners, der bei der Untersuchungskommission dabei war und zur Zielscheibe des sowjetischen Geheimdienstes wurde. Michail Gorbatschow stellte schließlich 1990 klar, dass die Sowjetunion für den Massenmord in Katyn verantwortlich war.1)ARTE +7, URL: http://plus7.arte.tv/de/detailPage/1697660,CmC=2118252,scheduleId=2108810.html – abgerufen am 31.07.2008

Quellen

Quellen
1 ARTE +7, URL: http://plus7.arte.tv/de/detailPage/1697660,CmC=2118252,scheduleId=2108810.html – abgerufen am 31.07.2008