BdV-Präsidentin begrüßt Aufarbeitung von Verbrechen an Deutschen
Zu Meldungen über die Aufarbeitung der in Swinemünde bei Stettin bekannt gewordenen Verbrechen an Deutschen nach Ende des Zweiten Weltkriegs erklärt die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach MdB:
Der Bund der Vertriebenen begrüßt, dass es in Polen Bestrebungen gibt, die grausamen Verbrechen an Deutschen am Ende des Zweiten Weltkriegs aufzuarbeiten, was die Vorgänge um das vermutete Massengrab unter einer Schule in Swinemünde zeigen.
Nach Zeugenaussagen eines früheren Milizionärs und weiterer Personen sollen zahlreiche Deutsche wahllos auf grausamste Weise von polnischen Milizionären umgebracht und beraubt worden sein. Sie wurden später dort verscharrt. Eine 1946 von polnischer Seite eingeleitete Untersuchung habe lediglich sieben Täter festgestellt, von denen einer sich das Leben nahm, ein anderer floh und die übrigen lediglich geringe Haftstrafen wegen anderer Sachverhalte erhielten.
Die polnische Miliz ist unabhängig von diesem Fall in vielen deutschen Zeitzeugenberichten wegen ihrer grausamen Verbrechen an Deutschen benannt worden. Daher ist es erfreulich, festzustellen, dass jetzt offenbar eine breitere Diskussion über die Verbrechen an Deutschen am Ende und vor allem auch nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs begonnen hat.
Wenn sich aus der polnischen Bevölkerung jetzt Zeitzeugen melden, die über polnische Verbrechen aus jener Zeit sprechen wollen und in den Medien über polnische Verbrechen berichtet wird, dann ist das auch ein Ausdruck der langsamen aber dringend notwendigen Normalisierung des Verhältnisses zwischen unseren Völkern.
Loben muss man ausdrücklich den Vorstoß der Gazeta Wyborcza, die über die Verbrechen berichtet und die Aufarbeitung zum Thema gemacht hat. Dass sich das Institut für nationales Gedenken IPN in Warschau der Sache angenommen hat und nun eine Suchaktion nach weiteren Zeugen angestoßen hat, ist ein weiterer Beweis für die Ernsthaftigkeit, mit der man nun die Vergangenheit aufarbeiten will.
Diese Suche nach Wahrheit dient der Versöhnung und tröstet die Hinterbliebenen der Opfer.
Quelle: www.bund-der-vertriebenen.de
Claus Pichlo
11. Mai 2008 @ 07:51
Diese “Aufarbeitung” muß sich zuerst noch als Aufarbeitung erweisen! Und dann kommt sie 60 Jahre zu spät, erst 20 Jahre nach dem Zusammenbruch des komunistischen Zwangsregims ! Die Täter sind längst verstorben und die Hinterbliebenen der Opfer ebenfalls, so gesehen haben die Polen doch den richtigen Zeitpunkt für den Beginn einer “Aufarbeitung” gewählt. Das scheinen sie den Deutschen abgeguckt zu haben, die ebenso geschickt die Aufarbeitung der Naziverbrechen hinausgezögert haben, bis sich die Sache biologisch erledigt hatte. Wenn sie überhaupt etwas getan haben denn meistens ging es ja darum Naziverbrecher aus dem Ausland heimzuholen, wenn sie Pflegefälle wurden, um dann ihre Verhandlungsunfähigkeit festzustellen. Naziverbrechen wurden nur dann bei uns “aufgearbeitet” wenn wir uns dazu genötigt sahen (Erwartungshaltung des Auslandes) , oder wenn die Siegermächte das für uns erledigten.Das was wir selbst auf diesem Gebiet geleistet haben, könnte man eher eine Aufarbeitungsverhinderung nennen.
Solange die Polen nicht schnellstens, nun nach 60 Jahren, und überzeugend die “Aufarbeitung” auch durchziehen, alle nötigen Kenntnisse dazu liegen ja vor, solange glaube ich an ein Täuschungsmanöver, dass von der nach wie vor auf Lügen und Vertuschung beruhenden polnischen Geschichtsschreibung nach 1945 ablenken soll. Solange ein Regierungsmitglied wie der polnische Finanzminister die Deutschen von heute ausdrücklich als Feinde bezeichnen darf, ohne sofortige drastische Konsequenzen für ihn, solange traue ich den angeblichen Bemühungen der Polen ein Rechtstaat zu werden, der das Völkerrecht und die Charta der Menschenrechte anerkennt, nicht über den Weg. Nicht Sprüche zählen, auch wenn sie ungewöhnlich in einem Land sind das nach wie vor den Genozid an Deutschen leugnet, sondern Taten!
Nur weil ein Militionär sein schlechtes Gewissen erleichterte, weil er “das Wasser nicht halten konnte”, bevor ihn wohl das Zeitliche segnet, sehe ich noch lange keine Wende in Polen, zumal sich ja sofort eine Institution der Sache angenommen hat, von der man nur hoffen kann, dass sie die Zeitzeugen die sich noch melden sollten um auch ihr Gewissen zu erleichtern, nicht einschüchtert und zum Schweigen vergattert. Die Gazeta Wyborcza könnter sich große Verdienste für die unerlässliche deutsch-polnische Annäherung erwerben wenn sie am Ball bleibt!
C. Pichlo