58 Jahre Charta der deutschen Heimatvertriebenen
Am 5. August 2008 fand in Stuttgart vor dem Neuen Schloss eine Gedenkfeier zu “58 Jahre Charta der deutschen Heimatvertriebenen” statt. Der Innenminister von Baden-Württemberg, Heribert Rech, würdigte die von Vertretern der deutschen Heimatvertriebenen unterzeichnete “Friedenscharta” als ein “politisch und moralisch einzigartiges Dokument”. Der Landesvorsitzende des BdV Baden-Württemberg, Arnold Tölg, betonte die Verdienste der Heimatvertriebenen für ein geeintes Europa.
Vor 58 Jahren unterzeichnete Vertreter des Zentralverbands der vertriebenen Deutschen und der Vereinigten ostdeutschen Landsmannschaften ein Dokument, das als einzigartig in den damaligen Staaten Europas zu bezeichnen ist. Darin drückte sich die Grundhaltung der deutschen Heimatvertriebenen aus, an der sie bis heute festgehalten haben: “Verständigung statt Vertreibung” und “Versöhnung statt Vergeltung”. Vor den Ruinen des Neuen Schlosses in Stuttgart versammelten sich am folgenden Tag über 150.000 Vertriebene aus allen Teilen Baden-Württemberg und Westdeutschlands. Dies, obwohl Deutschland noch vom Nachkriegselend geprägt war und die Menschen so gut wie kein Geld für “Reisen” hatten.
Dennoch oder auch gerade deswegen fragten sich viele, wie die Chancen für die Heimkehr in die Heimat sein würden und ob sie jemals den ihnen geraubten Besitz wiedererlangen würden. Die deutschen Heimatvertriebenen lebten am Rande der deutschen Gesellschaft in Lagern und Baracken. Doch Wirtschaftsentwicklung und Integration gingen in der neuen Bundesrepublik Hand in Hand und die Vertriebenen, die ihre Isolation durchbrachen und sich intensiv am gesellschaftlichen und politischen Leben in Deutschland von Anfang an beteiligten, hatten maßgeblichen Anteil daran.
Der Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen in Baden-Württemberg, Arnold Tölg, betonte den Einsatz der Heimatvertriebenen für ein geeintes Europa:
Wir hätten dies Europa so wie wir es heute haben, niemals erreicht, wenn die Heimatvertriebenen diesen Weg nicht gegangen wären!Arnold Tölg, 58 Jahre Charta der deutschen Heimatvertriebenen
Der Innenminister Baden-Württembergs, Heribert Rech, erwähnte exemplarisch den aus dem Sudetenland stammenden Politiker Karl Mocker (1905-1996), der für das vorbildhafte politische und gesellschaftliche Engagement vieler Heimatvertriebener steht. Der deutsche Staat habe von Anfang an sich seiner Verantwortung für den Erhalt des Kulturerbes der Heimatvertriebenen gestellt.
Ein Staat, der sich des Wertes der Heimat für den Einzelnen bewusst ist, der sich aber auch seiner Geschichte bewusst ist, muss sich auch über 60 Jahre nach Flucht und Vertreibung der Deutschen aus Ost- Mittel- und Südosteuropa der Erhaltung ihrer Kultur stellen und sich verpflichtet fühlen.Heribert Rech, 58 Jahre Charta der deutschen Heimatvertriebenen
Innenminister Rech bekräftigte, dass es Aufgabe aller politischen Kräfte und der Gesellschaft insgesamt sei, Vertreibung weltweit zu ächten und für die Verständigung der Völker einzutreten. Arnold Tölg sieht als eigentliche Träger einer solchen Versöhnung zwischen Deutschland und seinen östlichen Nachbarn nicht die großen Sprüchemacher, sondern die Vertriebenen selbst, die unzählige Kontakte zu den heutigen Bewohnern ihrer alten Heimat geknüpft haben und weiterhin knüpfen.
Weiterführende Hinweise:
- Dokument: Charta der deutschen Heimatvertriebenen
- Potsblits: [cref 57-jahre-charta-der-deutschen-heimatvertriebenen]